Von der S 7 abgeschnitten:Bahn setzt probeweise Schnellbusse ein

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Die Bahn beugt sich dem Druck der Pendler: Fahrgäste aus Wolfratshausen kommen nun doch ohne Zwischenstopp zur nächsten S-Bahn-Haltestelle - zumindest bis Mittwoch.

W. Schäl

Nach der Ankündigung der Bahn AG, dass mit der Verkürzung des Schienenersatzverkehrs von Wolfratshausen nach Höllriegelskreuth fortan keine Schnellbusse mehr eingesetzt werden, dürften sich gestern einige Fahrgäste gewundert haben, dass nun plötzlich doch wieder Busse ohne Zwischenstopp zum S-Bahn-Anschluss Höllriegelskreuth verkehren. Diese überraschende Regelung ist allerdings nur als Probebetrieb gedacht und soll drei Tage lang, also bis einschließlich Mittwoch, getestet werden. "Wir schauen uns an, was es bringt, und dann überlegen wir, wie es weitergeht", erläuterte Bahn-Sprecherin Katja Hofmann gestern das aktuelle Procedere. Danach werde sich die Bahn wieder melden. Bis dahin sollen in Wolfratshausen folgende Abfahrtszeiten für die Schnellbusse gelten: 6.09 Uhr, 6.39Uhr, 6.49 Uhr und 7.09 Uhr.

Bus statt S-Bahn: Von Wolfratshausen zum S-Bahn-Anschluss Höllriegelskreuth stehen nun doch wieder Busse ohne Zwischenstopp zur Verfügung, allerdings ist dies nur als Probebetrieb gedacht. (Foto: WOR)

Nicht nachvollziehen kann man derzeit bei der Bahn Beschwerden von Fahrgästen, die sich über die Abfahrtszeiten der SEV-Busse generell nicht im Klaren sind. An den Haltestellen lägen in ausreichender Zahl Broschüren aus, in denen die Fahrpläne genau dargestellt seien. Man werde aber gern noch einmal überprüfen, versichert Hofmann, ob die Faltblätter auch tatsächlich ausreichen.

Ärgern werden sich Fahrgäste wohl auch in Zukunft darüber, dass sie bei ihrer Ankunft am S-Bahnhof von der S7 gerade noch die Rücklichter sehen, während die Busse an den Haltestellen, insbesondere in Icking, mitunter bis zu fünf Minuten stehenbleiben und immer wieder auffällig langsam fahren. Ein Fahrgast, Peter Rieger, hat seinen Unmut gerade so artikuliert: "Man vergeudet unsere Zeit durch Schleichfahrten und unnötige Wartezeiten in Icking." Bahn-Sprecherin Hofmann verweist in diesem Zusammenhang auf die Notwendigkeit, zeitliche Puffer einzubauen, um auf die jeweilige Verkehrslage reagieren zu können. Die Busfahrer seien jedenfalls gehalten, sich genau nach den Fahrplänen zu richten. Dass die S-Bahnen jeweils so lange stehenbleiben, bis die Busse angekommen sind, hält Hofmann für nicht praktikabel: "Dann würde das gesamte S-Bahn-Netz durcheinandergeraten." Die Fahrgäste werden also weiterhin gute Nerven brauchen, bis Mitte September. Dann sollen die umfangreichen Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten abgeschlossen sein.

Im Zuge dieser Maßnahmen werden 8,5 Kilometer Schienen neu verlegt, 6700 Schwellen ausgewechselt und 12000 Tonnen Schotter eingebaut. Auch der Neubau der Weidacher Bahnbrücke gehörte zum Sanierungsprogramm. Parallel dazu sichert die Bahn zwischen Icking und Wolfratshausen den abrutschgefährdeten Hang im Bereich des Ickinger Ortsteils Schlederloh. Am 6. Juni 2009 hatte dort eine Mure einen S-Bahn-Zug zum Entgleisen gebracht.

Dass die ständig wechselnden Regelungen im Schienenersatzverkehr Fahrgäste irritiert, bekommt man auch im Pullacher Rathaus zu spüren. "Wenn die Homepage der Bahn überlastet ist oder aus anderen Gründen Irritationen entstehen, rufen die Leute bei uns an", berichtet Peter Mesenbrink, Verkehrsexperte der Kommunalverwaltung. Das Dumme sei nur, dass auch ihm nur die üblichen Informationen von Bahn und RVO vorliegen. Insofern bleibe ihm nichts anderes übrig, als verzweifelte Pendler an Bahn- und Busauskunft zurück zu verweisen. Aus Pullacher Sicht ist das Schlimmste - das zwei Wochen währende Geschiebe von Ersatzbussen durch die Wohngebiete und vor allem durch die schmale Seitnerstraße - bereits überstanden. In Höllriegelskreuth störten jetzt nur noch die vielen herumstehenden Busse. Mesenbrink: "Da wird's manchmal ziemlich eng."

© SZ vom 17.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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