Vom Liedermacher zum Autor:Was einen richtig stinkig macht

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Christian Jungwirth und sein erstes Bilderbuch. (Foto: Manfred Neubauer)

Christian Jungwirth aus Bichl stellt beim Tollhub-Festival in Penzberg sein erstes Kinderbuch vor

Von Christa Gebhardt, Bichl/Penzberg

Wie wird man Buchautor? "Da war erst mal so eine Idee, dann lief ein Film in meinem Kopf ab, und danach habe ich es aufgeschrieben", sagt Christian Jungwirth. Der 25-Jährige aus Bichl hat gerade sein erstes Kinderbuch herausgebracht. "Stinktier und Bär: Der Wald ist in Gefahr", heißt es. Die Hörbuchfassung wird an diesem Wochenende beim Penzberger Tollhub-Festival präsentiert.

So richtig stinkig sei er manchmal, erzählt Jungwirth. Das habe ihm seine Freundin Marion vorgeworfen, so manches an dieser Welt sei ja auch "zum aus der Haut fahren". Marion hingegen habe etwas Stabiles, Bärenhaftes, und damit waren die beiden Hauptfiguren "Stinktier und Bär" geboren. Etliche Male hat er sein Manuskript umgeschrieben, bis die Sprache altersgemäß war, zu drei- bis sechsjährigen Kindern passte. Auf der Internetplattform www.machdudas.de suchte er einen Illustrator für die Bildergeschichte. Etwa 20 Zeichner bewarben sich. Am besten gefielen ihm die Bilder von Luisa Lieben aus Berlin. Mittlerweile haben sich die beiden persönlich kennengelernt. Was Luisa bis zuletzt nicht verraten hatte: Dass sie zum Zeitpunkt der Produktion erst 15 Jahre alt war. Anhand der ausgereiften Zeichnungen hatte Jungwirth sie viel älter geschätzt.

Die Bilderbuchgeschichte erzählt, wie die Freunde Stinktier und Bär mit Vogel Ferdinand ihre Freunde im Wald mobilisieren, um einen Kahlschlag zu verhindern. Der Bürgermeister will den Wald abholzen lassen, um die Stadt zu vergrößern und lukrativer zu machen. Mit Witz und Klugheit schaffen es die Tiere, den Wald zu retten, der sogar zum Naturschutzgebiet umgewidmet wird. Der Trick? Sie schieben dem Entscheidungsgremium einfach einen geänderten Bebauungsplan unter.

Wie findet ein junger Autor ohne jegliche Beziehungen einen Verlag und wie vermarktet er sein eigenes Buch? Selbstverlage im Internet gibt es genügend. Jungwirth steckte das Preisgeld, das er im vergangenen Jahr als Zweitplatzierter beim Geretsrieder Liedermacherfestival gewonnen hat, in die Realisierung seines Buchs. Dann packte er eine Reisetasche voll und tingelte durch diverse Buchläden, deren Besitzer ihn meist mit "gerade Inventur, keine Zeit" oder "eventuell ein anderes Mal" vertrösteten. Dann aber traf Jungwirth auf den Verlag "neuDenken-media", der Werte wie Nachhaltigkeit, Ökologie und Umweltbewusstsein pflegt, der Lektor nahm "Stinktier und Bär" unter die Lupe.

Jungwirth kann sich köstlich darüber amüsieren, wenn er erzählt, wie der Lektor an den Buchseiten riss, die Farbechtheit bemängelte oder den Buchrücken zerfledderte. Farben, Papier und Druck sollten nach ökologischen Bedingungen hergestellt und stabil genug für Kinder sein. Der Verlag wollte das Buch machen, aber umweltfreundlich. So kam eine zweite Auflage auf den Markt. Schon zwei Wochen nach Erscheinen vor gut einem Monat waren 500 Stück verkauft.

Jungwirth sagt über sich, er sei "kein Profi", aber "eigenwillig". Im Alltag arbeitet er als Chemielaborant bei Roche in Penzberg. Als Liedermacher hat er begonnen, seine Gedanken über die Welt auszudrücken, über das Leben, die Zukunft, das Altwerden. Die Liedtexte seien für ihn selbst, sagt er. Das Kinderbuch sei für andere. Selbstkritisch räumt er ein: "Ohne Glück wäre es nicht gelaufen. Es kam einfach alles auf mich zu." Aber der Erfolg beflügelt ihn: Aus "Stinktier und Bär" soll eine Serie werden. Das nächste Buch läuft derzeit noch als Film in seinem Kopf. Es geht um Urlaub und eine drohende Ölkatastrophe vor der Küste eines Phantasielandes. Die Verschmutzung der Meere ist auch so etwas, was ihn "okaast", was ihm also stinkt wie alter Käse.

Christian Jungwirth, Moderator und Namensvetter von Kinderbuchautor Christian Jungwirth, stellt am Samstag, 16. März, beim Tollhub-Festival auf Gut Hub in Penzberg die Hörbuchfassung von "Stinktier und Bär: Der Wald ist in Gefahr" vor. Die Lesungen auf der Kinderbühne beginnen um 13.45 und 14.30 Uhr. Alle Informationen zum Tollhub-Festival unter www.kleinkunst-penzberg.de

© SZ vom 15.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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