Viel Laufkundschaft:Lage, Lage, Lage

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Der Pop-up-Store im ehemaligen Trachtengeschäft Kirner hat dank gutem Standort Tölzer und Touristen angezogen. Am Jungmayrplatz plant eine kleine Gruppe einen dauerhaften Kreativladen

Von Klaus Schieder

Bad Tölz - Manchmal verkauft Fanny Mader den Schmuck, den sie exklusiv für ein Dirndl oder ein anderes Trachtenstück anfertigt, einfach im Hausflur. Oder sie bietet ihre Kreationen auf Christkindlmärkten an. Ansonsten liegt ihre Ware aber oft lange in den Schubladen herum. Die Pacht für einen Laden kann sich die Lenggrieserin nicht leisten. Außerdem hätte sie als Mutter von drei kleinen Kindern auch gar nicht die Zeit, um tagein, tagaus als ihre eigene Verkäuferin hinter der Kasse zu stehen. So kam es ihr zupass, dass ein Pop-up-Store einen Monat lang im ehemaligen Trachtengeschäft Kirner am Amortplatz in Bad Tölz eingerichtet war. "Es war ganz toll, ich hatte ganz andere Kunden", sagt Mader. Auch die Bilanz von Initiatorin Dorien Meima-Schmid fällt ungetrübt aus: "Das war auf jeden Fall sehr gelungen."

Mode und Möbel, Badesalze und Papierdecken, Schafwollhausschuhe und Kauri-Taschen: 18 Kreativschaffende präsentierten von 14. Juni bis 15. Juli ihre Geschäftsideen und die daraus entstandenen Produkte. Mit Pop-up-Stores war Meima-Schmid zuvor schon in Miesbach und Geretsried in leer stehende Läden gezogen. Bad Tölz aber sei "das Beste, was wir bisher gemacht haben", resümiert sie. Rund 6500 Euro habe der Umsatz in Tölz ausgemacht, mehr als bei den Auftritten in den zwei anderen Städten. Für Meima-Schmid liegt dies vor allem an der Lage: Das Haus am Amortplatz befinde sich zwischen dem Zentralparkhaus und der Tölzer Fußgängerzone, was die Zahl der Laufkunden erhöhe. "Nur drei Tage waren nicht so gut, an einem davon hat es geregnet."

Für manche Teilnehmer ist auch das Publikum in Bad Tölz anders als in Geretsried oder Miesbach. "Es war eine aufgeschlossene Kundschaft, die länger im Laden blieb", sagt Daniel Breuer aus Königsdorf, der Designerlampen kreiert. In der Egerlandstraße in Geretsried seien die Leute nur reingeschneit, hätten sich kurz umgesehen - "und ciao". Ähnlich äußert sich auch Friederike Krüger ("Aufgemöbelt"), die aus alten Materialien originelle Gebrauchsgegenstände herstellt. In Bad Tölz, sagt die gelernte Innenarchitektin aus Geretsried, seien die Leute aufgeschlossener. "Schön war, dass viele ältere Leute kamen, sie brachten mir altes Porzellan." Außerdem seien in Tölz eben mehr Touristen unterwegs. Einige ihrer selbst gemalten Mandalas konnte Tasneem Dostagheer aus Münsing verkaufen. "Das war eine schöne Erfahrung", sagt sie. Gefreut hat sie sich auch über die Hilfsbereitschaft der Kreativschaffenden, die zu den Verkaufszeiten am Donnerstag, Freitag und Samstag im Pop-up-Store Kunden bedienten.

Was am Amortplatz nur einen Monat lang lief, möchte Petra Dreesen in einem ehemaligen Goldschmiede-Laden am Jungmayrplatz dauerhaft einrichten. Eine kleine Gruppe mit einem Drechsler, einer Filzerin, einem Drucker und einem Künstler habe sie schon beisammen, "das fühlt sich bisher ganz gut an", sagt die Ärztin und Psychotherapeutin, die seit mehr als drei Jahrzehnten am Jungmayrplatz wohnt. Das zentrumsnahe Areal ist derzeit Baustelle wegen Leitungsarbeiten der Stadtwerke, was Dreesen bedauert. Der Laden soll nach ihren Vorstellungen ein Treffpunkt sein, um kreative Ideen auszutauschen, zudem schweben ihr dort Seminare und Ausstellungen vor. Der Jungmayrplatz, findet die Ärztin, gehe langsam den Bach runter. Das mag Citymanager Falko Wiesenhütter so nicht stehen lassen. Die Handelslandschaft habe sich komplett verändert, sagt er. Der Jungmayrplatz sei zwar ein Standort, der von der Frequenz her schwierig sei, räumt er ein. Ansonsten habe Bad Tölz mit zentrumsnahen Lagen wie beispielsweise der Nockhergasse weniger Probleme als andere Kommunen.

Die Zukunft das dreistöckigen Hauses am Amortplatz, in dem sich 48 Jahre lang das Trachtengeschäft Kirner befand, bleibt vorerst ungewiss. Eigentümer Georg Schmidt hat in den vergangenen Wochen einige Angebote für Renovierungsarbeiten eingeholt, etwa für die Heizung oder die Elektrik. Es habe auch Anfragen von Interessenten gegeben, erzählt er. Neben einer Bank habe sich eine Restaurantkette aus München gemeldet, der vor allem die Lage an der Isarbrücke gefallen habe. Die Räume im Erdgeschoss seien ihr jedoch zu klein gewesen, so Schmidt. "Fest steht noch nichts." Klar ist für den Besitzer lediglich, dass sein großes Haus künftig nicht mehr wie früher bloß ein Geschäft auf drei Etagen beherbergen wird. Die oberen Stockwerke sollen für Wohnungen umgebaut werden. "Dafür steht aber noch nicht einmal die Planung", sagt Schmidt.

© SZ vom 06.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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