Veranstalter im Fokus:"Das funktioniert"

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Seinen Mitarbeitern nimmt Christian Gutmair gerne mal die Handys ab. Weil das das Denken fördert. Auch ansonsten geht der Königsdorfer Veranstalter seit mehr als 30 Jahren erfolgreich seine Wege.

Von Stephanie Schwaderer

Er ist ein Schrank von einem Mann, beschäftigt 28 Mitarbeiter und wird am liebsten Gutzi genannt: Christian Gutmair aus Königsdorf veranstaltet mit seiner Munich Stage Company seit mehr als 30 Jahren Kulturevents zwischen München und Salzburg. Von Meat Loaf bis Sting und Peter Gabriel hat er sich all seine Lieblingskünstler auf die Bühne geholt. Im Landkreis bespielt er das Tölzer Kurhaus und organisiert mit Peter Frech und Stephanie Hörmann das Summer Village - ein ambitioniertes Kultur-Festival, das Tausende Besucher anlockt.

SZ: Sie haben als 19-Jähriger Ihren Job als Bank- und Versicherungskaufmann hingeworfen, um mit einer russischen Rock-Band auf Tour zu gehen. Wie viel Rock'n'Roll steckt heute noch in Ihrer Arbeit?

Christian Gutmair: Fünf bis zehn Prozent, würde ich sagen, der Rest ist Routine. In den 80er Jahren hat man sich aufs Gelände gestürzt, ohne zu wissen, worauf man sich einlässt. Mittlerweile ist das Schadenspotenzial ebenso gestiegen wie die Zahl der Auflagen. Da bleibt die Kreativität schon mal auf der Strecke.

Ist es auch schwieriger geworden, ein Publikum zu finden, die Leute aus dem Haus zu locken?

Nicht in dem Sinn, dass sich die Leute weniger für Live-Events begeistern ließen. An handgemachte Musik und gutes Kabarett reicht nichts aus der Konserve ran. Aber es gibt ein Überangebot an Veranstaltungen, gerade auch hier im Landkreis. Die Festivals sprießen nur so aus dem Boden. Selbst die Feuerwehrfeste haben ein ganz anderes Niveau erreicht. Wenn ich als Veranstalter für ein Ticket 30 Euro verlange, habe ich ein Problem - gerade in Tölz: Dann halbiert sich automatisch das Publikum.

Es halbiert sich?

Exakt. Auch wenn die gleichen Leute in München das Doppelte bezahlen, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich versuche immer, deutlich unter den Münchner Preisen zu bleiben und dennoch Qualität zu liefern. Wenn bei mir jemand 25 Euro für eine Karte bezahlt, will ich nicht, dass er seinen Hugo aus dem Pappbecher saufen muss. Und die Pause ist nicht dann vorbei, wenn der Künstler so weit ist, sondern wenn sich die Schlange vor dem Damenklo aufgelöst hat.

Wann ist ein Abend gelungen?

Wenn eine Veranstaltung polarisiert, wenn die Leute sofort darüber ins Gespräch kommen. Wie bei der Feuershow von Pan Optikum beim letzten Summer Village: Mit der mythologischen Geschichte haben einige gar nichts anfangen können, andere waren einfach nur perplex, wie die Akrobaten da durchs Feuer fliegen. Neben mir stand eine Miesbacherin, 50 Jahre, gut angetrunken, die hat gesagt: Schee is scho, aber i dad speim. Das sind die Momente! Wichtig ist, dass man zusammenkommt, dass man miteinander redet. Egal, welcher Kultur oder Religion man angehört, egal wie alt man ist. Auf dem Festivalgelände war die Show die ganze Nacht lang das Thema. Und das ist meine Motivation: Die Leute weg von den anonymen Kommunikationsmitteln zu bringen. Als Vater dreier erwachsener Söhne weiß ich, wovon ich rede.

Handys weg vom Tisch!

Und Mützen runter! Da sagt man plötzlich Sachen, für die man sich früher verdammt hätte. Meine Mitarbeiter hassen mich auch dafür: Aber vor großen Veranstaltungen sammle ich immer alle Handys ein.

Sie sammeln die Handys Ihrer Mitarbeiter ein? Warum?

Weil das das Denken fördert. Und die Eigenverantwortung. Wenn ein Besucher kommt und fragt: Wo ist dies oder das, dann will ich nicht, dass meine Leute ihr Handy zücken. Dann ist es gut, wenn sie schon mal mit offenen Augen übers Gelände gegangen sind. Das funktioniert gut - auch wenn meine Mitarbeiter mir aus Rache manchmal ins Glas spucken oder es in die Sonne stellen.

www.munichstagingcompany.de

© SZ vom 02.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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