Vandalismus im Stadtgebiet:Kneipengänger unter Verdacht

Lesezeit: 2 min

Vandalismus in Wolfratshausen: Bürgermeister Forster will auf Kosten der Gastronomen private Sicherheitsdienste einsetzen.

Matthias Köpf

In der Debatte über nächtliche Sachbeschädigungen im Wolfratshauser Stadtgebiet will Bürgermeister Helmut Forster (BVW) die örtlichen Wirte unter Druck setzen. Sie sollen sich nach Forsters Vorstellungen an den Kosten für einen privaten Sicherheitsdienst beteiligen, der nachts durch die Stadt patrouilliert.

Polizeichef  Werner Resenberger kündigt mehr nächtliche Polizeistreifen an. Grund ist Vandalismus, wie bei der Kunstmeile im Sommer, als Horst Wendlands Skulptur "Musiker" ins Wasser geworfen wurde. (Foto: Georgine Treybal)

Als Alternative stellt Forster in den Raum, die Sperrstunde für die Lokale vorzuverlegen. Diese beiden Möglichkeiten werde er demnächst mit den einschlägigen Wirten erörtern, sagt Forster auf Anfrage der SZ. Insbesondere hat er dabei das "Qba's", das "Escobar" und das "Abendblatt" im Auge. Im Sinne der Gleichbehandlung werde eine Sperrzeitverlängerung aber auch andere Lokale betreffen. Abendblatt-Wirt Michael Feldmeier weist Forsters Ansinnen schon vor dem Treffen zurück.

"Es kann nicht sein, dass in Wolfratshausen alle Probleme auf die Gastronomen abgewälzt werden", schimpft Feldmeier, der die Vandalismus-Debatte schon lange mit großem Missfallen verfolgt. "Mit kommt es inzwischen so vor, als ob sie bloß einen Grund suchen würden, die Sperrzeit zu verlängern." Die Stadt hat per eigener Satzung eine Sperrstunde um 1 Uhr festgelegt, für Ausnahmen verlangt sie Gebühren. Angesichts einiger nächtlicher Sachbeschädigungen und Ruhestörungen in den vergangenen Monaten hat die Stadt zuletzt die Lizenz für das Qba's wieder von 5 auf 4 Uhr eingeschränkt und damit denen für das Escobar und das Abendblatt angepasst.

Dass das Problem mit dem viel beschworenen Vandalismus in Wolfratshausen nicht größer, sondern sogar eher kleiner ist als in vergleichbaren Städten, ist auch dem Bürgermeister bewusst. Dennoch will Forster nach eigenen Worten nächtliche Vorfälle, bei denen stets angetrunkene Jugendliche als Hauptverdächtige genannt werden, nicht länger hinnehmen. Dass er nun an die Wirte herantreten will, ist ein Ergebnis eines neuerlichen Gesprächs, das Forster in der vergangenen Woche mit dem Wolfratshauser Polizeichef Werner Resenberger über das Thema geführt hat.

Die Option einer ehrenamtlichen Sicherheitswacht, wie sie zuletzt in Penzberg aus Mangel an geeigneten Kandidaten gescheitert ist, sei dabei vorerst vom Tisch und müsse gesondert besprochen werden, sagt Forster und verweist auf die Alternativen Sicherheitsdienst oder Sperrzeitverlängerung. Resenberger will sich zum Einsatz eines privaten Wachdienstes auf Wolfratshausens Straßen lieber nicht äußern, sondern spricht sich stattdessen klar für die Sperrzeitverlängerung aus. Außerdem werde die Polizei im Rahmen ihrer Möglichkeiten nachts selbst verstärkt Streife fahren, sagt der Inspektionsleiter. Auch er weist darauf hin, dass sich das Vandalismus-Problem in Wolfratshausen sowohl in den Fallzahlen als auch in der Schadenshöhe durchaus in Grenzen halte. "Das subjektive Sicherheitsgefühl ist da aber natürlich etwas ganz anderes."

Forster sieht sich zum Handeln verpflichtet, will die Prävention nächtlicher Umtriebe durch einen Sicherheitsdienst aber nicht aus der Stadtkasse bezahlen. "Also müsste das auf die Wirte umgelegt werden." Dem widerspricht Feldmeier massiv, der sich schon durch das Rauchverbot um große Teile seines Umsatzes gebracht sieht und "auf gar keinen Fall" für einen Sicherheitsdienst zahlen will. Bei einer Sperrstunde um 1 Uhr statt um 4 Uhr fürchtet er andererseits um rund 8000 Euro Umsatz pro Monat. "Dann muss ich halt noch mal vier Leute entlassen", sagt Feldmeier. "Und Wolfratshausen ist dann irgendwann ganz tot."

Er sei von der Stadt schon einmal kurzzeitig gezwungen worden, um 1 Uhr zu schließen, was aber keineswegs den erwünschten Effekt gehabt habe, sagt der Abendblatt-Wirt: "Dann muss ich nämlich um eins alle 100 Gäste gleichzeitig hinausschicken, und die gehen um diese Zeit ja nicht alle gleich heim. Und wenn es in den anderen Lokalen auch so ist, dann sind es schon 300." Auch viele Eltern seien froh über seine Öffnungszeiten, weil die jungen Wolfratshauser dann auch in der Stadt ausgehen können, sagt Feldmeier und ist sich immerhin darin mit Forster einig. Auch der sähe die junge Leute nach eigenen Worten nachts lieber in der eigenen Stadt als auf den Straßen nach Tölz, Geretsried oder München.

© SZ vom 29.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: