Umweltpreis:Kunst ist vergänglich

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Eineinhalb Kilo, Bronze - und nun sehr selten: Der alte Umweltpreis kann nicht mehr hergestellt werden. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Landkreis braucht einen neuen Umweltpreis: Das Original ist beim Gießen der jüngsten Auszeichnung kaputtgegangen

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Mit dem Umweltpreis zeichnet der Landkreis Initiativen aus, die sich gegen die Zerstörung der Natur stemmen. Jetzt ist allerdings der Preis selbst zerstört worden - genauer gesagt: der Rohling, der Ur-Umweltpreis also, nach dem alle Auszeichnungen gegossen wurden. Ihr Werk sei in der Gießerei kaputtgegangen, sagt die Reichersbeurer Künstlerin Birgit Niedernhuber. "Was damit angestellt wurde, weiß ich auch nicht." Im Kreistag hieß es, das Kunstwerk sei in der Werkstatt schlicht und ergreifend runtergefallen. Nun muss ein neuer Preis her - und zwar schnell, weil im kommenden Jahr die nächste Verleihung ansteht.

Seit 1993 würdigt der Landkreis alle zwei Jahre "vorbildliche Initiativen auf dem Gebiet des Umwelt- und Naturschutzes sowie der Erhaltung unseres Lebensraumes". Dazu zählt die Pflege von Biotopen ebenso wie die Betreuung von Jugendlichen im Bereich Umweltschutz. Bislang bekamen die Geehrten die eineinhalb Kilo schwere Bronze-Plakette zum Aufhängen, die einen Vogel und einen Menschen in der Natur zeigt.

Dass die Preisträger überhaupt eine Plakette erhielten, war nicht allen Mitgliedern des Umweltausschusses des Kreistags bekannt. Das Gremium musste sich mit dem Malheur befassen, um einen Künstlerwettbewerb für einen neuen Preis auszuloben. Auch das neue Objekt soll ein Motiv zeigen, das den Charakter des Preises darstellt. Es muss sich aber nicht um eine Plakette handeln, auch eine stehende Plastik darf es sein. Nur eines ist wichtig: Das Kunstwerk (zwischen 15 und 30 Zentimeter hoch) muss reproduzierbar sein. Die Kosten für den Wettbewerb liegen zwischen 1000 und 2000 Euro. Die Produktionskosten pro Stück dürfen 500 Euro nicht überschreiten.

Warum man so viel Geld für eine Plakette ausgeben müsse, fragte Gerhard Hasreiter (CSU). Er dachte, die Auszeichnung beschränke sich auf eine Urkunde und ein Preisgeld. Und was sei auf der Plakette überhaupt zu sehen? Das schien einigen nicht klar zu sein, was Landrat Josef Niedermaier (FW) kopfschüttelnd kommentierte: "Keiner hat sich die gscheit angeschaut." Lediglich Gabriele Skiba (SPD) sprang ihm zur Seite: "Doch, die Plakette war sehr schön." Hasreiter wollte den zu Ehrenden die 500 Euro lieber als Preisgeld überlassen: "Da hat man was davon." Die anderen Kreisräte überstimmten ihn. So ein Kunstwerk unterstreiche die Wertigkeit des Umweltpreises. Nun müssen die Kreistagsfraktionen je einen Vertreter in die Jury entsenden, die unter den teilnehmenden Künstlern einen Sieger küren. Der erhält 1000 Euro Preisgeld.

Die Erschafferin des Ur-Umweltpreises versucht, ihren Unmut zu unterdrücken. "Schön ist es nicht", sagt die 70-jährige Birgit Niedernhuber. An Schadenersatz habe sie aber nicht gedacht. "Vielleicht ist es auch schön, dass ein neues Motiv kommt." Sie will sich jedenfalls am Künstlerwettbewerb beteiligen.

© SZ vom 30.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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