Tölzer Stadtmuseum:Neue Chefin, gleiches Konzept

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Eine Wissenschaftlerin übernimmt die Leitung des Tölzer Stadtmuseums - die Neuordnung der Ausstellung will sie fortführen wie geplant.

Klaus Schieder

Eine Frau leitet künftig das Stadtmuseum in Bad Tölz. Die freiberufliche Kunsthistorikerin und Restauratorin Elisabeth Hinterstocker löst Andreas Binder ab, der im Juli überraschend angekündigt hatte, das Amt abzugeben. Mit der Nachfolgerin, die aus Valley im Landkreis Miesbach stammt, habe der Stadtrat eine sehr gute Wahl getroffen, sagte Bürgermeister Josef Janker (CSU) bei ihrer Vorstellung im Rathaus. Die Neukonzeption der Ausstellung stehe nicht zur Disposition, sagte Janker.

Elisabeth Hinterstocker hat Kunstgeschichte, Geschichte und Politik studiert, zudem absolvierte sie eine Ausbildung zur Restauratorin bei einer Firma in Gaißach. Die Wissenschaftlerin setzte sich gegen 23 Mitbewerber durch. Bei der Vorstellung im Stadtrat sei sie sehr überzeugend aufgetreten, sagte Janker. In der Umgestaltung des Museums, bei der alle Exponate vom Inhalt und von der Gestaltung her neu geordnet werden, dürfe es keinen Bruch geben, sagte der Bürgermeister. Dies sei unter der neuen Chefin gewährleistet. Allerdings erwarte die Stadt von ihr auch neue Ideen und kreative Vorstellungen.

Die neue Konzeption, für die neben Binder der Ausstellungsmacher Peter Syr und der wissenschaftliche Mitarbeiter Stephan Bammer verantwortlich zeichnen, soll laut Hinterstocker weiterlaufen wie bisher. Gleichwohl möchte sie auch eigene Ideen einfließen lassen. Die umgemodelte Ausrichtung der Ausstellung sieht sie als "eine Art Autopilot", den man arbeiten lässt, aber auch kontrollieren muss. "Das bedeutet, man muss hinterfragen und möglicherweise neu justieren", sagte Hinterstocker.

Andreas Binder wünschte seiner Nachfolgerin "viel Ausdauer, viel Geduld, viel Kraft". Alle müssten bei dem "Riesenprojekt" der Umgestaltung des Museums an einem Strang ziehen, sagte er. Zu den Mitwirkenden zählt auch der Freundeskreis des Stadtmuseums, dem Binder weiter angehören wird, und der Historische Verein. Seinen überraschenden Rückzug begründete Binder mit Differenzen mit der Stadt. In den Verhandlungen sei man "in einigen Punkte nicht zusammengekommen", sagte er. Dabei ging es unter anderem ums Personal und dem Vernehmen nach auch um sein Gehalt. Der gelernte Steinbildhauer will künftig freiberuflich als Berater für Ausstellungen tätig sein. Hinterstocker sicherte er seine Hilfe zu. Die neue Chefin des Museums ist sich bewusst, dass ihr Vorgänger "große Fußstapfen, große Wegmarken" hinterlässt. Sie hoffe, "den engagierten Weg von Binder so weiterführen" zu können, sagte sie.

Das Stadtmuseum in der Marktstraße wird derzeit umgekrempelt. Frühgeschichte, Isar mit Flößerei, Mühlen, Holzwirtschaft, Kalkbrennerei, Handwerk und Handel sollen dort gezeigt werden. Weitere Themen sind Tölzer Künstler, die Entstehung des Kurbads, jüdisches Leben in der Stadt, die 1920er Jahre, die NS-Vergangenheit und die Flintkaserne. 1,46 Millionen Euro hat die Stadt bisher für die Sanierung, den Ausbau des Depots in der Volksschule Süd und die Neukonzeption auf zwei Jahre bereitgestellt. Eine Summe, die nach Hinterstockers Ansicht "etwas Herausragendes" ist. "Bad Tölz ist ja nicht München." Die Stadt habe erkannt, dass sie für die Einrichtung mit ihrer "sehr großen und durchaus qualitätvollen Sammlung" verantwortlich sei.

© SZ vom 16.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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