Tölzer Skiclub:Die Lawine kam nachts

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Bernau-Gedächtnislauf erinnert an Unglück mit zwei Toten

Von Benjamin Engel, Lenggries/Bad Tölz

Nur noch die Fundamente stehen von der früheren Bernau-Hütte des Skiclubs (SC) Bad Tölz. Im Haus zwischen Hirschbachsattel und Seekarkreuz wollten acht Mitglieder in der Nacht auf den 3. Februar 1935 übernachten. Gegen 1 Uhr zerstörte jedoch eine gewaltige Lawine die Hütte, schleuderte die Trümmer 100 Meter talabwärts. Alle acht Skiclub-Mitglieder befreiten sich zwar noch. Zwei von ihnen starben aber auf dem Weg ins Tal, weil sie so erschöpft waren.

Seit 1937 organisiert der Tölzer Skiclub jährlich den Bernau-Gedächtnislauf, um an das Unglück zu erinnern. Im Zweiten Weltkrieg fiel die Veranstaltung aus. Heuer haben am Sonntag, 3. Februar, um die 200 Teilnehmer beim Langlauf auf der Tölzer Ellbach-Loipe mitgemacht. Christian Wolpert, nordischer Sportwart des SC Bad Tölz, freute sich, wieder auf der "Heimloipe" starten zu können. Wegen Schneemangels hätten die Sportler in der Vergangenheit immer wieder an andere Orte ausweichen müssen - im Vorjahr beispielsweise nach Lenggries.

In der Region zählt der Bernau-Gedächtnislauf zu den sportlichen Traditionsveranstaltungen. Ursprünglich organisierte der Skiclub Abfahrtsrennen auf der steilen Piste am Blomberg, später Riesentorläufe am Brauneck. Vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren waren die Anfahrtsläufe am Blomberg populär, erinnert sich der Skiclub-Ehrenvorsitzende Hanns Rein. Noch ohne Pistenraupen hätten Helfer die Strecke vor dem Rennen mit den Skiern eingetreten. 1978 entschloss sich der Verein, nur noch einen nordischen Langlauf zu organisieren. Bei den alpinen Rennen war am Schluss kein Tölzer Sportler mehr gestartet. Im Langlaufsport der Region ist der Bernau-Gedächtnislauf heute ein fester Programmpunkt. Sehr viele Kinder und Jugendliche aus dem Skiverband Oberland machen laut Rein mit. In den Schüler-, Jugend- und Juniorinnen-Klassen treten die Sportler gegeneinander an.

An das Lawinenunglück mit zwei Toten an der Bernau-Hütte erinnert heute auch ein Marterl am Weg. Vor mehr als 80 Jahren machten sich die acht Verunglückten auf den Rückweg ins Tal. Wie Rein schildert, hätten sie barfuß, teils nur im Nachthemd laufen müssen. Ohne Licht sei es schwierig gewesen, sich zu orientieren.

In der Zeitung stand damals, dass die Männer etwa auf halber Wegstrecke ein Lawinenfeld queren mussten. Sie kamen vom Weg ab, stürzten in das eiskalte Wasser des Hirschbachs und kämpften sich völlig erschöpft weiter. Auf einmal fehlten Christoph Lemmer und Konrad Rauch. Ihre Kameraden suchten zwar noch nach ihnen, fanden in der Nacht aber keinen der beiden. Erst eine Suchmannschaft entdeckte am Morgen darauf die Leichen der beiden Vermissten. Die übrigen sechs Skiclub-Mitglieder kamen zwar ins Krankenhaus, hatten aber keine bleibenden Schäden.

Der Skiclub baute die Bernau-Hütte nicht mehr auf. Stattdessen errichtete der Verein auf einem gekauften Grundstück am Brauneck die Tölzer Hütte. Das Gebäude wurde bereits im Herbst 1935 fertiggestellt, später erweitert und umgebaut. Bis heute ist die Tölzer Hütte beliebter Vereinstreffpunkt.

© SZ vom 07.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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