Tölzer Prügel:Weltrettung? Werbeaktion!

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Die Stadtwerke Bad Tölz bieten einen Zuschuss für Elektrofahrräder. Das klingt großherzig, ist in Wahrheit aber eine Marketingaktion, um Kunden zu gewinnen

Kolumne von Florian Zick

Ein großer Discounter wirbt gerade mit Plüschfiguren als Rabattaktion. Wenn man für 150 Euro eingekauft hat, gibt es ein flauschiges Etwas obendrauf - eine grinsende Zitrone, eine gut gelaunte Erdbeere oder - da darf man sich von der grün-bleichen Gesichtsfarbe wohl nicht täuschen lassen - einen quietschfidelen Apfel. Einen Granny Smith, wenn einen die botanischen Kenntnisse da nicht trügen.

Nun kann man natürlich sagen: Plüschfiguren - was soll ich damit? So etwas Deppertes! Als Erwachsenen wird einen für einen solchen Gedanken sicher niemand abstrafen. Aber zumindest eines kann man den flauschigen Früchtchen nicht absprechen: Die Aktion ist grundlegend ehrlich. Sie folgt einem gängigen Geschäftsprinzip. Gibst du Geld, kriegst du was dazu. Das funktioniert überall gleich. Auf dem Bauernmarkt zum Beispiel: Wenn man da zehn Kilo Kartoffeln auf einmal kauft, legt der Gmiasdandler sicher gerne noch zwei gelbe Rüben gratis oben drauf.

Umso ärgerlicher ist es, was die Stadtwerke Bad Tölz gerade versuchen. Da geht's nicht um Kartoffeln und auch nicht um Plüschfiguren. Die Stadtwerke bieten gerade einen Zuschuss für Elektrofahrräder an. Wer sich ein Pedelec zulegt, bekommt 200 Euro. Bei einem Lastenradl mit E-Antrieb beträgt der Obulus sogar 500 Euro.

Bei den Stadtwerken in Tölz findet man das ziemlich heldenhaft. In einer Pressemitteilung lässt sich Unternehmenschef Walter Huber damit zitieren, dass man mit diesem Geldgeschenk einen maßgeblichen Anreiz dafür setze, dass die Leute ihr Auto öfter stehenlassen. Das sieht zunächst nach großherziger Weltrettung aus. Ein Sponsor für einen abgasfreien Straßenverkehr! Aber da muss man dann doch mal ordentlich dazwischen grätschen. Was die Stadtwerke als großes Förderprogramm verkaufen, ist in Wahrheit nämlich eine reine Marketingaktion. Den Zuschuss zum Elektroradl gibt es schließlich nur, wenn man im Gegenzug einen Stromvertrag bei den Stadtwerken unterschreibt.

Wenn man bei diesem Angebot also zunächst gegrinst hat wie die gut gelaunte Plüsch-Erdbeere vom Discounter, so macht man schnell ein zitronensaueres Gesicht, wenn man dann die Vertragsklausel liest. Klar, die Tölzer Stadtwerke bieten zu 100 Prozent Ökostrom an. Das darf man durchaus auch mal bewerben. Man muss nur dann auch ehrlich verkaufen. Denn nur mal zur Einordnung: In Wolfratshausen zum Beispiel schießt die Stadt bis zu 1000 Euro für ein Pedelec zu. Bei einem Elektro-Lastenrad sind es sogar bis zu 1500 Euro - und das ganz ohne, dass man irgendeinen Vertrag unterschreiben müsste. So sieht Weltrettung schon eher aus.

© SZ vom 29.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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