Tölzer Prügel:Stille Wasser sind sanft

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Argumente hin, Wasser her: Spritziges wird im Wolfratshauser Stadtrat immer seltener.

Von Matthias Köpf

Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist etwas, worüber sich die Wolfratshauser Stadträte ausnahmsweise weniger Gedanken machen müssen als zum Beispiel die Vereinten Nationen. Die Uno hat den Zugang zu sauberem Trinkwasser erst 2010 zum Menschenrecht erklärt; da hatte der Stadtrat schon längst vergessen, dass er sich 1993 ein Spritzmittelverbot für den Golfplatz Bergkramerhof ins Grundbuch hatte schreiben lassen. Doch Golf hin, Grundbuch her, bisher läuft aus der Leitung alles sauber, und wenn Grünen-Stadträtin Ulbrich Leitungswasser will, dann hat ihr der BBW-Kollege Brustmann ja gesagt, wo es das zu holen gibt. Mit dem rechtzeitigen Gang dorthin lässt sich zudem eine Abstimmung gut vermeiden. In der Wasserfrage mussten sich die Räte ohne Abstimmung einigen, denn der Bürgermeister hatte nur angefragt, ob es unbedingt immer "still, sanft und spritzig" sein müsse. Da wisse der Hausmeister oft nicht mehr, wem er was hinstellen soll. Sein Vorschlag war klarer als der Unterschied zwischen den wählbaren Wässern, und die Reaktion war entsprechend: sanft. Allerdings nimmt der Bürgermeister den Räten damit weiteren Verhandlungsspielraum, so wie er es schon mit dem Zugang zu fester Nahrung gemacht hat. Heilinglechner war noch nicht vereidigt, da hatte er schon Hand angelegt an das Salamibrot, das Käsebrot und die Essiggurke, welche die Räte bis dahin stets an ihren Tischen vorgefunden hatten. Selbst in Zeiten schroffster Konfrontation hatten diese Brote Gelegenheit zum fraktionsübergreifenden Austausch geboten. Ohne die Brote hätte es oft wieder die Uno und ihre Blauhelme gebraucht, aber inzwischen ist die BVW-Fraktion so groß, dass es weder ein Salamibrot noch ein Argument von der SPD bis hinüber zur CSU schaffen würde, ohne von der BVW absorbiert zu werden. Solche überschäumenden Zeiten sollen jetzt vorbei sein. Ganz sicher ist das aber nicht. Denn stille Wasser sind sanft.

(Foto: N/A)
© SZ vom 16.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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