Tölzer Prügel:Pöbelei am Parkplatz

In Königsdorf werden Verwarnungszettel verteilt, die unterstes Niveau haben. Da kommt die Zeit der Buße gerade recht

Von Benjamin Engel

Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil: Das ist der erste Gedanke zu einem "Verwarnungszettel" an der Windschutzscheibe - und das nur, weil man das Auto während des Königsdorfer Faschingsumzugs auf dem Parkplatz eines örtlichen Bäckers am Ortseingang abgestellt hatte. Auch wenn das Vorgehen des "Parkplatzgeschädigten" (die Verwarnung kam nicht von der Polizei) - eher an die Methode eines Blockwarts erinnerte. Was wirklich irritierte, war die Wortwahl.

Subtile Ironie und sprachlicher Witz zum Ende der Faschingszeit? Mitnichten. Stattdessen wüste Pöbeleien und Verwünschungen. Idiotisch, egoistisch und rücksichtlos habe man geparkt, so Platz beansprucht, der normalerweise für 20 Kamele samt Treiber reiche. Auf der Autobahn solle man einen Motorschaden bekommen - um 23 Uhr, bei Minus 26 Grad und Windstärke zwölf. Und damit noch nicht genug: 1000 Kamelflöhe mögen den Autofahrer heimsuchen und beide Arme temporär gelähmt sein. Die schlimmsten Formulierungen sind nicht zitierfähig.

Nach kurzer Recherche im Internet stand fest: Im Internet gibt es genau diesen "Verwarnungszettel" dutzendfach auszudrucken. Das machte es nicht witziger, obwohl Fasching war. Und wie reagiert man nun darauf: mit einem groben Keil? Besser nicht. Zu toppen sind solche Tiraden kaum noch. Und die Zeit, auf einen so wüsten Pöbler zu reagieren, wäre schon vergeudet. Drum einen gut gemeinten Tipp zu Fastenzeit und Buße: Künftig sollten alle Parkplatzgeschädigten die Verfolgung aller Straßenverkehrssünder lieber der Polizei überlassen.

© SZ vom 02.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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