Tölzer Prügel:No'zapft is!

(Foto: N/A)

Die Eröffnungszeremonie des Bayerischen Sommermarkts in Geretsried lief anders als erwartet

Von David Costanzo

Die Blasmusik setzt ein, Bayerischer Defiliermarsch, der Bürgermeister schreitet die Reihen ab, dem Holzfass entgegen, dessen Inhalt die trockenen Kehlen kühlen soll. Das Stadtoberhaupt greift mit der Rechten zum Schlegel, den Wechsel in der Linken (Hochdeutsch: Hammer und Zapfhahn), holt aus, dreht sich plötzlich um und sagt: "O'zapft is - ned!" Oder Neu-Bairisch: "No'zapft is!"

Ganz genau so darf man es sich zwar nicht vorstellen, wenn man an die Eröffnungszeremonie des Bayerischen Sommermarkts am Freitagnachmittag auf dem Neuen Platz in Geretsried denkt - aber fast. Der Zweite Bürgermeister Hans Hopfner war anstelle des urlaubenden Michael Müller gekommen, die Tische für 500 Gäste waren aufgestellt, das kalte Holzfass stand bereit. Nur: Auf einer einzigen der Bänke, die sonst auch gut und gerne ein Dutzend volltrunkener Australier tragen würde, fand sich eine Handvoll Geretsrieder ein. Die Reihen leer, das Fass bleibt voll, der Zapfhahn dicht. Hier brennt die Luft nur zwischen Holzkohle und Steckerlfisch.

Wie schön! Jubeln da oktoberfestgeplagte Volksfestfreunde bierernst. Endlich wieder Stimmung - also die richtige Stimmung. Nicht die der Australier, die der normalen Besucher. Man findet sofort einen Platz, kann sich unterhalten und bleibt von den Ausdünstungen und Schlimmerem verschont, was übermäßiger Bierkonsum mit sich bringt. So wird der Bayernmarkt tatsächlich seinem Zweck dienen, nämlich den Neuen Platz wiederzubeleben - mit echtem Leben. Ein paar Menschen mehr würden natürlich nicht schaden, aber die haben ja noch eine Woche Zeit für einen Besuch.

© SZ vom 08.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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