Tölzer Prügel:Laub auf Linie

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Der Zweite Bürgermeister teilt mit: Heckenschneiden wäre zu einfach

Von Matthias Köpf

Dass Wolfratshausens Bürgermeister Klaus Heilinglechner es sich besonders einfach gemacht hätte in den vergangenen Wochen, das werden auch seine schärfsten Kritiker nicht behaupten wollen. Gerade erholt er sich von all dem im Urlaub, und damit hat er nun doch einigen Instinkt bewiesen - jetzt, wo es um echte Einschnitte geht. Denn die undankbare Aufgabe, gegen zahlreiche Wolfratshauser Bürger "Art. 29 Abs. 2 Bayr. Straßen- und Wegegesetz (BayStrWG), § 45 Abs. 5 Straßenverkehrsordnung (StVO) und § 910 Abs. 1 Satz 2 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)" durchzusetzen, überlässt er damit seinem Stellvertreter. Fritz Schnaller also verbleibt in der Hoffnung auf Verständnis, mit Dank im Voraus und mit freundlichen Grüßen er selbst, nachdem er die Bürger unter Aufbietung der genannten Regelungen darauf hingewiesen hat, dass sie ihre Hecken schneiden sollen.

Wobei es sich auch ein Zweiter Bürgermeister mit letzterer Formulierung wieder viel zu einfach gemacht hätte. Deshalb schreibt der Statthalter Schnaller in seiner zwar auch ehren-, aber doch vor allem amtlichen Mitteilung natürlich nichts vom Heckenschneiden. Sondern viel exakter davon, dass "Bäume, Sträucher und sonstige Anpflanzungen" so zu unterhalten seien, dass sie durch ihren Überhang und so weiter und so fort. Gemeint ist aber eben in erster Linie das Heckenschneiden, denn "Hecken bzw. Sträucher entlang von Grundstücksgrenzen dürfen nur bis zur Einfriedungsbegrenzung (meist identisch mit Gartenzaun/-mauer) reichen." Wenn nicht, dann könnte das Ordnungsamt eine Widrigkeit erkennen, ein Verfahren einleiten sowie selbst das Nötige veranlassen; dies dann aber nicht auf Kosten aller Bürger, sondern nur auf die des jeweiligen Grund- und Heckenbesitzers.

Nun formulieren Amtspersonen oft deshalb mit der schneidenden Akkuratesse eines Barockgärtners, damit sich zum Beispiel der wildwüchsige Wolfratshauser hinterher nicht herausreden kann. Dass aber die Brennnesseln entlang des Radwegs am Gleisdreieck, die Schnallers Parteifreundin Roswitha Beyer in der jüngsten Stadtratssitzung mit einigem Furor öffentlich angeprangert hatte, so einfach unter "Bäume, Sträucher und sonstige Anpflanzungen" zu fassen wären, das ist dann wohl auch wieder nicht ganz wasserdicht. Geschnitten werden könnten sie trotzdem.

© SZ vom 29.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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