Tölzer Naturschauspiele:Schwierige Zähmung einer Widerspenstigen

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Shakespeare auf bayerisch: Wolfgang Ramadan zeigt "Bussi Kathi!" im August auf der Naturbühne auf dem Blomberg.

Udo Watter

Shakespeares Werke gehören bekanntlich zu den zeitlosen Klassikern der Weltliteratur und haben in den vergangenen Jahrhunderten nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Dass sich das Verhalten des Publikums seit seinen Lebzeiten verändert hat, dürfte freilich als Fortschritt in der Geschichte menschlicher Kultur gelten: Im 16./17. Jahrhundert ging das Publikum noch hemmungslos mit, die Protagonisten auf der Bühne wurden bejubelt, bei Unzufriedenheit aber auch mit faulem Gemüse beworfen - oder mit dem vielfältigen Unflat von der Straße, in dem die Masse im Volkstheater damals oft knöcheltief stand.

Fast wie zu Shakespeares Zeiten: Im August führen Laienschauspieler in Bad Tölz die bayerische Version von "Der Widerspenstigen Zähmung" auf dem Blomberg auf - das Ambiente dürfte wie auf dieser Archivaufnahme wieder sehr stimmungsvoll werden. (Foto: lkz)

Den Laienschauspielern, die im August in Bad Tölz eine bayerische Version von "Der Widerspenstigen Zähmung" unter dem Titel "Bussi Kathi!" aufführen, droht solch fliegendes Ungemach natürlich nicht. Abgesehen von der zivilisierteren Einstellung des modernen Publikums darf man davon ausgehen, dass die Besucher ohnehin mit dem künstlerischen Erlebniswert bei den "2.Tölzer Naturschauspielen" zufrieden sein werden.

Das liegt zum einen schon mal am quasi einmaligen Ambiente: Bei entsprechendem Wetter ist die Naturbühne auf dem Blomberg, dem Tölzer Hausberg, in 1203 Metern Höhe der stimmungsvolle Schauplatz von "Bussi Kathi!". Zum anderen hat das von Wolfgang Ramadan im bairischen Dialekt geschriebene Stück bereits bei seinen ersten acht Inszenierungen im vergangenen Jahr eine herausragende Resonanz erfahren. Der in Icking lebende Ramadan - der sich selbst als Poet und Impresario beschreibt - hat eine humorvolle Adaption des bekannten Stoffes geschrieben und sich vornehmlich am englischen Original orientiert. Darüber hinaus freilich - so gibt er zu - hat er sich bei "so ziemlich allen anderen bisher erschienenen Übersetzungen und den Einfällen der Darsteller von verschiedenen Bühnen" inspirieren lassen. Das Ergebnis kann sich nach Meinung des Shakespeare-Experten, Professor Wolfgang Weiß, sehen lassen: "Die Bearbeitung ist in meinen Augen rundum gelungen. Ein Stück kräftiges Theater in der Tradition Shakespeares." Im Übrigen sei es auch früher schon üblich gewesen, die Stücke des Dramatikers teils drastisch umzuschreiben und diversen Geschmäckern anzupassen.

Worum geht es in der ursprünglich in Italien spielenden Komödie? Die umschwärmte Bianca darf erst dann heiraten, wenn auch ihre ältere kratzbürstige Schwester Katharina alias Kathi unter der Haube ist. Also wird ein abgebrannter Lebemann (Petruccio) auf sie angesetzt - er soll die Widerspenstige zähmen. Der Autor und Regisseur Ramadan ("Ich arbeite mit archetypischen Emotionen") setzt bei der Umsetzung wie schon im Vorjahr auf Laienschauspieler aus der Region. "Mir sind gute Laien lieber als schlechte Profis, und am Ende entscheidet sowieso das Publikum." Das war 2009 angetan und wird wohl auch heuer ohne faules Gemüse auskommen.

© SZ vom 10.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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