Tierheim:Wieder nur Almosen

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Mit einer Pauschale von nur 25 Cent pro Einwohner wollen sich die 21 Bürgermeister der Kommunen im Landkreis aus der Pflicht zur Aufnahme und Versorgung von Fundtieren freikaufen. Und das, obwohl offenkundig ist, dass die Arbeit damit nicht abzugelten ist

Von Felicitas Amler

Was Tierheime leisten, geschieht abseits der breiten öffentlichen Wahrnehmung. Und nur deswegen können Lokalpolitiker derartig beschämende Beschlüsse fassen, wie es die 21 Bürgermeister der Kommunen in Bad Tölz-Wolfratshausen gerade getan haben. Mit 25 Cent pro Einwohner wollen sie sich aus der Pflicht zur Aufnahme und Versorgung von Fundtieren freikaufen. Und das, obwohl offenkundig ist, dass die Arbeit damit nicht abzugelten ist. Das erklären nicht nur die Sprecher der beiden Tierheime im Landkreis, des Geltinger und des Bad Tölzer. Das gibt auch der übergeordnete Deutsche Tierschutzbund ganz klar vor: Unter 1,50 Euro pro Einwohner sei die Arbeit nicht zu leisten. Anderswo hat man das erkannt und handelt danach.

Aber hier werden die Tierheime nach wie vor behandelt, als bäten sie um Almosen. Das ist nicht der Fall. Bernhard Wahler weist zu Recht darauf hin: Ein Tierschutzverein braucht kein Tierheim. Aber die Kommunen brauchen Einrichtungen, die ihnen bei der Fundtier-Aufnahme helfen - Tierheime also. Die Alternative zu einer Pauschale ist ein Klein-Klein-Abrechnen von Fall zu Fall. Für beide Seiten eine lästige Lösung, mehr Bürokratie als Tierhilfe. Die Gemeinden haben sich dies jetzt vom Hals geschafft.

Bürgermeistersprecher Michael Grasl, der sich vergeblich für eine höhere Pauschale eingesetzt hat, schlägt vor, nun ein Jahr abzuwarten, ob das Geld ausreicht. Das ist freundlich gemeint, hilft den Tierschützern aber nichts. Sie können ja rechnen und wissen, was unterm Strich steht: Sie werden weiterhin bei anderen betteln gehen müssen. Und sich weiterhin für eine gesellschaftlich unabdingbare Aufgabe abarbeiten, von der einige Bürgermeister sich gelegentlich wieder ein Bild verschaffen sollten.

© SZ vom 04.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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