Tag des offenen Denkmals:Schwieriges Erinnern

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Unter dem Motto "Jenseits des Guten und Schönen" geht es am 8. September zu unbequemen Denkmalen. Im Landkreis wird eine Führung im Waldramer Badehaus angeboten. Erstmals im Programm: eine Podiumsdiskussion.

Von Benjamin Engel

Zwangsarbeitersiedlung für die Rüstungsindustrie der Nationalsozialisten, Auffanglager für überlebende Juden in Deutschland und Siedlung für heimatvertriebene Familien: Die Geschichte des Wolfratshauser Stadtteils Waldram ist für Kreisheimatpflegerin Maria Mannes besonders spannend. Sie stellte mit Landrat Josef Niedermaier am Montag das Programm des diesjährigen Denkmalstag im Landratsamt vor.

Noch steht das Badehaus gar nicht in der Denkmalliste, aber in das Programm des Tags des offenen Denkmals wurde es doch aufgenommen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Eine Mikwe - ein jüdisches Ritualbad - befand sich früher im Badehaus am Waldramer Kolpingplatz. Die Geschichte des Hauses werden Mitglieder des Vereins "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald" zum Tag des offenen Denkmals am 8. September vorstellen. Der Verein möchte darin ein Begegnungs- und Dokumentationszentrum einrichten. Die Kreisheimatpflegerin hat beantragt, das Badehaus als Denkmal eintragen zu lassen.

15 Programmpunkte können Besucher heuer am Tag des offenen Denkmals im Landkreis erleben. Erstmals hat Kreisheimatpflegerin Mannes gemeinsam mit dem Historischen Verein Wolfratshausen eine Podiumsveranstaltung organisiert. Der Abend beginnt im evangelischen Pfarrheim an der Wolfratshauser Bahnhofstraße um 19 Uhr mit der Dokumentation "(Un)geliebtes Erbe - 40 Jahre Denkmalsschutzgesetz" von Sybille Krafft. Anschließend diskutieren Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler, die Architektin und Vorsitzende des Ostuferschutzverbandes Ursula Scriba sowie Landrat Josef Niedermaier. Angefragt ist der Wolfratshauser Bürgermeister Helmut Forster.

Krafft setzt sich in ihrem Film mit den Grenzen und Möglichkeiten des Denkmalschutzgesetzes auseinander. Das passt thematisch zum Tag des offenen Denkmals, der heuer unter dem Motto "Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?" steht. Denkmalschutz sei nichts Statisches, sagt Mannes. Man müsse darüber immer wieder diskutieren. Es gelte Kompromisse zwischen der Nutzung und der Bedeutung eines Gebäudes als Denkmal zu finden. "Das A und O ist es, eine sinnvolle Nutzung hineinzubringen." Denkmalschutz dürfe nicht so begriffen werden, dass sich nichts mehr verändern dürfe, sagt Landrat Josef Niedermaier.

Rein an das Motto des diesjährigen Denkmaltages hält sich Mannes aber nicht. Zu besichtigen ist wieder das Walchenseekraftwerk in Kochel am See. Hier können Besucher auch mit dem Schrägaufzug, in dem normalerweise nur Material transportiert wird, hinauf zum Wasserschloss fahren. Das Walchenseekraftwerk sei der absolute Publikumsmagnet, sagt Mannes. 2500 Personen hätten am Denkmaltag im Vorjahr teilgenommen. Rund 1000 hätten das Kraftwerk besichtigt.

Die Teilnehmer an den Führungen können sich in Bad Tölz auf die Spuren des Architekten Gabriel von Seidl (1848-1913) in der Marktstraße begeben. In Benediktbeuern öffnen das Kloster und der Maierhof ihre Pforten. Jost Gudelius, Heimatforscher und Bergführer, führt in 2,5 bis drei Stunden zu historischen Grenzsteinen in der Jachenau. Gut zwei Stunden unterwegs ist, wer vom Parkplatz Altlach zur Königshütte aufsteigen will. Das Gebäude ließ König Maximilian II. Mitte des 19. Jahrhunderts als Jagdhütte erbauen. Später hielt sich der Komponist Richard Wagner kurzfristig dort auf. Aus Angst vor einem Unwetter flüchtete er jedoch panikartig.

Interessierte können den Kalvarienberg und die Ruine Hohenburg im Gemeindegebiet von Lenggries besuchen. Geöffnet haben auch die "Alte Schmiede", in der ein Schmied sein Handwerk zeigt, sowie die Kirche St. Benedikt in Gelting. Genauso stehen die Geretsrieder Kapelle St. Nikolaus sowie die Dietramszeller Wallfahrtskirche St. Leonhard zu Führungen offen. Es sei wichtig, die alte Kultur zu pflegen, sagte Landrat Niedermaier. "Das schlimmste ist, wenn die junge Generation nicht mehr weiß, wo man herkommt."

© SZ vom 13.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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