Tafel-Team:Hilfe, die Hilfe verdient

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Die Idee von Annemarie Schönhuber, Besitzerin von Gut Buchberg, der Geretsrieder-Wolfratshauser nicht nur Geld zu geben, sondern auch einmal deren Helfer zu Tisch zu bitten, macht etwas deutlich: wie sehr die Ehrenamtlichen Wertschätzung und Herzlichkeit brauchen und verdienen

Von Felicitas Amler

Es ist das amerikanische Modell der Charity: Wer viel hat, ist moralisch verpflichtet, auch ordentlich was abzugeben. Annemarie Schönhuber, einst Besitzerin jenes Geländes, auf dem ein orientalisch angehauchtes Wellnessbad entstehen sollte (eine echte Fata Morgana, wie sich zeigte), nimmt das ernst. Die Eigentümerin des malerisch in die Landschaft zwischen Gelting und Geretsried gebetteten Guts Buchberg ist Unterstützerin der Tafel. Das kann sie sich gewiss leisten. Aber ihre Idee, nicht nur der Organisation Geld zu geben, sondern auch einmal deren Helfer zu Tisch zu bitten, macht doch etwas deutlich: wie sehr die Ehrenamtlichen Wertschätzung und Herzlichkeit brauchen und verdienen. Und wie oft dies im Alltag untergeht. Peter Grootens Bemerkung, eine Einladung wie die auf Gut Buchberg habe er noch nie erlebt, unterstreicht das.

Die Leute von der Tafel leisten Unglaubliches in diesem reichen Land. Sie sind die Mittler zwischen Reich und Arm, zwischen Wegwerfgesellschaft und Prekariat, zwischen Überfluss und Elend. Schlimm und - wie Hans Ketelhut sehr zu Recht sagte - eigentlich unglaublich, dass dieser ehrenamtliche Einsatz überhaupt nötig ist. Dass Hartz IV nicht ausreicht, um satt zu werden. Dass es der Charity bedarf, um Existenzielles zu sichern.

Auch das Dankeschön der Stadt Geretsried, das Ketelhut überbrachte, hat den Ehrenamtlichen sicher gutgetan. Materiell unterstützt Geretsried den Verein, indem es ihm die Ausgabestelle an der Jeschkenstraße mietfrei zur Verfügung stellt. Aber wenn man bedenkt, dass etwa 80 Menschen aus Geretsried und Wolfratshausen regelmäßig annähernd 800 Hilfsbedürftige in diesen beiden Städten versorgen, dann könnte das Dankeschön aus beiden Rathäusern ruhig etwas lauter klimpern. Es muss ja nicht gleich ein Sommerfest sein.

© SZ vom 15.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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