Szyszkas Klassiker:Tölz goes Broadway

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Der Knabenchor singt Swing und Jazz

Von Reinhard Szyszka

Zwei Welten stoßen zusammen. Hier der Tölzer Knabenchor, bekannt durch tiefmusikalische, bewegende Interpretationen der Bach-Motetten und anderer geistlicher und weltlicher Chorwerke, aber auch von deutschen, insbesondere bayerischen Volksliedern. Dort George Gershwin, der Broadway, die Theater und Music Halls, der Swing und der Jazz. Nichts, rein gar nichts haben diese beiden Welten gemeinsam. Und doch steht das Herbstkonzert des Tölzer Knabenchors unter dem Motto "I got rhythm" und umfasst Kompositionen von Gershwin und Zeitgenossen.

Wenn zwei Welten zusammenstoßen, kann zweierlei passieren. Es kann einen Knall geben, von dem alle nur Blessuren davontragen. Oder es kann zu einer befruchtenden, bereichernden Begegnung werden. Den Tölzer Knaben und ihrem Chorleiter Clemens Haudum kann man getrost zutrauen, dass der zweite Fall eintreten wird. Der Chor hat schon so viele Hürden bravourös genommen; er wird mit Sicherheit auch Gershwin in der gewohnten Perfektion und Stilsicherheit meistern.

Zwei umfangreiche Gershwin-Medleys wird der Tölzer Knabenchor bei seinem Herbstkonzert zum Besten geben. Die "Rhapsody in blue" klingt da ebenso an wie "An American in Paris", "They can't take that away from me", "They all laughed" und vieles andere mehr - natürlich auch das titelgebende "I got rhythm". Doch nicht nur den Meister selbst gibt es an dem Abend zu hören, sondern auch seine Zeitgenossen: Carl Orff, Paul Hindemith, Hugo Distler, aber auch den Amerikaner Aaron Copland. Ein wahrhaft Atlantik-überspannendes Programm also, und man staunt: so vielseitig, so bunt war die Musik beiderseits des Großen Teichs in den Zwanzigern und Dreißigern des 20. Jahrhunderts.

"Gershwin hat der Tölzer Knabenchor 60 Jahre lang nicht gesungen," meint Chor-Geschäftsführerin Barbara Schmidt-Gaden, "und wird es vermutlich die nächsten 60 auch nicht tun." Mit der ersten Aussage hat Schmidt-Gaden zweifellos recht, die zweite aber könnte sich als zu pessimistisch herausstellen. Der Abend ist erst mal ein Testballon. Und wenn die jungen Sänger und das Publikum Spaß an den Jazz-Songs finden: dann, ja dann könnte Gershwin ein ebenso selbstverständlicher Bestandteil des Repertoires der Tölzer Sängerknaben werden, wie es die Bach-Motetten und die bayerischen Volkslieder schon sind.

Herbstkonzert Tölzer Knabenchor, Leitung Clemens Haudum , Freitag, 6. Oktober, 19.30 Uhr, Kurhaus Bad Tölz; Karten zu 18/16 Euro bei der Tourist Info und an der Abendkasse

© SZ vom 05.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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