Szyszkas Klassiker:So viel Mozart auf einmal

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"Piccolomini-Messe" und mehr zu Ostern in Benediktbeuern

Von Reinhard Szyszka

Piccolomini? Da denkt doch der Literaturkenner gleich an Schillers Wallenstein-Trilogie, der Kunstfreund an einen Marmoraltar im Dom von Siena. Historisch Interessierten fällt Enea Silvio Piccolomini ein, aus dem später Papst Pius II wurde. Doch was hat das alles mit Mozart zu tun? Rein gar nichts, und dennoch heißt eine Messe des 20-jährigen Mozart "Piccolomini-Messe". Woher diese Bezeichnung rührt, weiß niemand so genau. Am Ostersonntag ist diese Messe im Hauptgottesdienst in der Klosterkirche Benediktbeuern zu hören. Hinzu kommen eine - instrumentale - Kirchensonate und das berühmte "Exsultate, jubilate", beides ebenfalls von Mozart.

So viel Mozart auf einmal? Wird da der Gottesdienst nicht über Gebühr lang? Gemach: Die meisten Mozart-Messen sind kurz und bündig. Das liegt nicht daran, dass Mozart nicht genug Musik eingefallen wäre, sondern an den strikten Vorschriften in Salzburg. Fürsterzbischof Hieronymus von Colloredo hatte bei seinem Amtsantritt 1772 verfügt, dass eine Messe nicht länger als eine dreiviertel Stunde dauern dürfe. Dies bezog sich auf die Gesamtdauer des Gottesdienstes, keineswegs nur auf die gesungenen Teile. Ausnahmen waren nur an hohen Festtagen zulässig. Mozart und andere Salzburger Komponisten, die Kirchenmusik schrieben, hatten sich danach zu richten. Das ging im Extremfall so weit, dass unterschiedliche Textzeilen gleichzeitig gesungen wurden, verteilt auf die Chorstimmen, nur um Zeit zu sparen. Verstehen konnte man da natürlich nichts; Hauptsache, der gesamte Text konnte abgehakt werden, und die dreiviertel Stunde wurde nicht überschritten.

So weit geht Mozart in der Piccolomini-Messe nicht. Dort gelingt dem Komponisten das Kunststück, die Worte hübsch nacheinander singen zu lassen, für den aufmerksamen Zuhörer durchaus verständlich, und dennoch im Zeitrahmen zu bleiben. Das Orchester besteht nicht nur aus Geigen, Celli und Orgel, sondern umfasst auch zwei Trompeten und eine Pauke, was der Messe einen festlichen Charakter verleiht. In den beiden Monaten November und Dezember 1776 hat Mozart gleich drei Messen komponiert, eine davon die Piccolomini-Messe, und trotz dieser enormen Produktivität hat er es geschafft, keine "Musik von der Stange" zu liefern, sondern jedem Werk seine höchst individuelle Note zu verleihen. Und den spezifischen, unverwechselbaren Mozart-Klang hat jede Messe des Salzburger Meisters ohnehin.

Festmesse mit Werken von Mozart, Sonntag, 27. März, 10 Uhr, Klosterkirche Benediktbeuern. Basilikachor mit Orchester, Cäcilia Tabellion (Sopran), Dagmar Rauch (Alt), Josef Herziger (Tenor), Markus Schwarz (Bass); Felicitas Rodach-Kettern (Orgel); Leitung Hans Peljak

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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