Szyszkas Klassiker:Komposition für ein Sägewerk

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Kurz vor Weihnachten 1922 kam der finnische Sägewerksbesitzer Walter Parviainen zum großen Komponisten Jean Sibelius und bestellte eine Kantate. Aufführungstermin: noch vor Silvester - pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum des Sägewerks

Von Reinhard Szyszka

Der Mann hatte echt Nerven! Kurz vor Weihnachten 1922 kam der finnische Sägewerksbesitzer Walter Parviainen zum großen Komponisten Jean Sibelius und bestellte eine Kantate. Aufführungstermin: noch vor Silvester, pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum des Sägewerks. "Kann doch nicht so schwer sein", mag Parviainen gesagt haben. Ja, ja, nichts ist schwer für den, der es nicht selber machen muss. Sibelius jedenfalls stutzte die völlig unrealistischen Erwartungen seines Auftraggebers zurück auf etwas, das in der kurzen Zeit machbar war. So ein neues Werk will ja nicht nur komponiert, sondern auch von den Ausführenden einstudiert sein. Schließlich einigte man sich auf ein einsätziges Streichquartett, das dann unter dem Titel "Andante Festivo" bei der Jubiläumsfeier erklang. Am Samstag gibt es das "Andante Festivo" in Icking zu hören. Und wieder steht ein Jubiläum an. Zwar noch keine 25 Jahre wie beim Sägewerk des Herrn Parviainen, aber immerhin fünf erfolgreiche Jahre sind es, auf die die Konzertreihe "Meistersolisten im Isartal" zurückblicken kann. Grund genug zum Feiern, und so werden nach dem Ende des Konzerts die Besucher mit den Künstlern und den Veranstaltern anstoßen. Auf die nächsten fünf Jahre mit Meistersolisten im Isartal.

Hoffen wir nur, dass das Jubiläum nicht zum Trauerspiel wird. Das zweite Werk des Abends, das Streichquartett a-Moll des russischen Komponisten Anton Arenski, ist jedenfalls Trauermusik, entstanden unter dem Eindruck des plötzlichen Todes von Peter Tschaikowski. Arenski hat in sein Quartett eine Tschaikowski-Melodie eingebaut und darüber Variationen geschrieben. Die Originalfassung sieht eine Violine, eine Bratsche und zwei Celli vor, was natürlich eine dunkle Klangfarbe bewirkt. Aber Arenski hat sein Werk auch für Standard-Quartettbesetzung umgeschrieben, und in dieser Form erklingt es am Samstag.

Das dritte Werk des Konzerts, das g-Moll-Quartett von Edvard Grieg, ist den eifrigen Besuchern der Ickinger Konzertreihe vertraut, weil es im Februar schon mal zu hören war. Normalerweise legen die Veranstalter großen Wert darauf, nicht zweimal das gleiche Werk in der gleichen Saison zu bringen. Diesmal war es nicht zu vermeiden, weil das Pacifica String Quartet, das für Samstag eingeladen war, abgesagt hat, und das Apollon Musagète Quartett kurzfristig eingesprungen ist. Und Hand aufs Herz: So ein Meisterwerk wie das Grieg-Quartett kann man doch ein zweites Mal hören, oder?

Samstag, 26. November, Rilke-Konzertsaal Icking , Einführung 18.30 Uhr, Konzertbeginn 19.30 Uhr; Karten zu 26 und 32 Euro (ermäßigt 15 und 20 Euro) über ticket@klangwelt-klassik.de, in der Buchhandlung Isartal Ebenhausen, bei Schreibwaren Baumgartner Icking, über München Ticket und an der Abendkasse

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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