Szyszkas Klassiker:Die Frauen unterm Kreuz

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Es gehört zu den Besonderheiten des Passionssingens, dass die Künstler aus Salzburg mit lokalen Chören zusammenarbeiten. In Bad Tölz ist das nicht der Tölzer Knabenchor

Von Reinhard Szyszka

Wer kennt es nicht, das weltberühmte Salzburger Adventsingen? Alljährlich im Dezember strömen Tausende in die Salzachstadt, um sich dieses Ereignis nicht entgehen zu lassen. Im Vergleich dazu ist das Salzburger Passionssingen ein paar Nummern kleiner angelegt. Doch kleiner heißt nicht schlechter, und außerdem kann man diese Veranstaltung quasi vor der Haustüre erleben. Die Salzburger Schauspieler und Musiker gehen mit dem Passionssingen auf Tournee durch verschiedene österreichische und bayerische Städte. Am kommenden Samstag lassen sie sich in Bad Tölz hören.

Es gehört zu den Besonderheiten des Passionssingens, dass die größtenteils professionellen Künstler aus Salzburg mit lokalen Chören auf Augenhöhe zusammenarbeiten. In Bad Tölz ist das - nein, nicht der Tölzer Knabenchor, auch nicht der Chor der Stadtpfarrkirche oder die Johanneskantorei, sondern der Mühlfeldchor. Aber genau das gehört zum Konzept: die Salzburger gehen eben nicht auf die "Stars" unter den Chören zu, sondern gerade auf die kleineren, bescheideneren Ensembles, die mit Herzblut und Begeisterung bei der Sache sind. Und Begeisterung ist erforderlich, wird doch verlangt, dass der Chor durchwegs auswendig singt! Manche hochkarätige Chorgemeinschaft, die bei jedem Konzert an den Noten klebt, müsste da passen.

Für den Mühlfeldchor und seine Leiterin Christl Frei ist diese Herausforderung nichts Neues, haben sie doch schon vor drei Jahren ein Passionssingen gemeinsam mit den Salzburgern gemeistert. Damals stand der Pharisäer Nikodemus, eine Nebenfigur aus dem Johannesevangelium, im Mittelpunkt des Geschehens; diesmal werden es die Frauen unter dem Kreuz sein. "Stabat Mater" lautet das Motto des Abends.

Josef Radauer, musikalischer Leiter des Passionssingens, hat in alten Lieder- und Gesangbüchern gestöbert und eine Vielzahl von Liedern zum Thema "Christi Mutter stand mit Schmerzen" ausgegraben. Echte Raritäten sind darunter, volksmusikalische Passionslieder, seit Jahrhunderten der Vergessenheit anheimgefallen und doch von höchster Qualität. Das Passionssingen kombiniert diese Lieder mit Instrumentalwerken und Sprechszenen.

Man darf wirklich gespannt sein, welche musikalischen Schätze es da zu hören gibt. Viel Zeit für gemeinsame Proben bleibt nicht, denn die Salzburger werden am Abend zuvor noch in Mayrhofen im Zillertal auftreten und erst am Konzerttag anreisen. Doch der Mühlfeldchor unter Christl Frei hat das Passionssingen vor drei Jahren mit Bravour bewältigt und wird mit Sicherheit auch diesmal eine gute Figur machen.

Samstag, 8. April, 19 Uhr, Mühlfeldkirche, Bad Tölz , Karten zu 18 Euro beim Pfarramt Maria Himmelfahrt, in der Buchhandlung Winzerer und bei Schreibwaren Zauner

© SZ vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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