Szyszkas Klassiker:Das Schönste zum Unrunden

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Weihnachten im Barock war mit Hirtenmusik verbunden. Komponisten nutzten den Stil für ihre Werke, darunter auch Arcangelo Corelli

Von Reinhard Szyszka

Weihnachtsmusik ist gleich Hirtenmusik. Diese simple Gleichsetzung galt im Barock, also zu einer Zeit, als es weder "Stille Nacht" noch "Jingle Bells" gab und auch der Weihnachtsmann noch nicht erfunden war. In Italien war es gelebte Tradition, dass die Hirten in der Adventszeit in die Städte zogen und den Städtern mit ihrer Musik aufwarteten - einer Musik, die sich über Jahrhunderte kaum verändert hatte. Jeder kannte die wiegenden Siciliano-Rhythmen und brachte sie mit Weihnachten in Verbindung, und wenn ein Komponist diesen Stil aufgriff, konnte er sich seines Erfolges sicher sein.

Auch Arcangelo Corelli hat in seinem bekanntesten Concerto grosso auf die Hirtenmusik zurückgegriffen; nicht ohne Grund heißt das Werk Weihnachts-Concerto. Am Samstag gibt es Gelegenheit, das Weihnachts-Concerto in der Loisachhalle zu erleben. Das Philharmonische Orchester Isartal spielt unter der Leitung von Christoph Adt. Doch nicht nur die Adventszeit war es, die die Musiker zu dieser Programmwahl bewogen hat. Das Werk hat für die Isartaler eine ganz spezielle Bedeutung: fast auf den Tag genau 26 Jahre zuvor haben sie bei ihrem allerersten Konzert - damals noch unter dem Namen Ickinger Laienphilharmoniker - ebenfalls Corellis Weihnachts-Concerto gespielt.

26 Jahre? Normalerweise feiert man doch das 25-jährige Jubiläum und nicht das 26-jährige? Des Rätsels Lösung: Der Verein, der sich heute "Konzertverein Isartal" nennt, wurde erst im Folgejahr gegründet. Also begehen die Isartaler im zu Ende gehenden Jahr ihr silbernes Vereinsjubiläum, und da ist es halt nicht zu vermeiden, dass die Erinnerung an das erste Konzert auf ein nicht ganz so rundes Jubeljahr fällt.

Auch die übrigen Werke des Programms vom Samstag können sich sehen und vor allem hören lassen. Mozarts Sinfonia Concertante für Violine, Viola und Orchester entstand in der letzten Salzburger Zeit des Komponisten, kurz vor seiner Übersiedlung nach Wien, und sie gehört zum Schönsten, was es für Solostreicher und Orchester gibt. Ebenfalls zum Schönsten, aber im Bereich Ballettmusik, zählt "Schwanensee" von Tschaikowski; am Samstag gibt es eine Suite daraus zu hören. Eröffnet wird das Konzert aber mit der "Karelia-Suite" von Jean Sibelius. Der Titel des Werks bezieht sich auf Karelien, eine Landschaft an der finnisch-russischen Grenze. Im hohen Norden also. Wo der Weihnachtsmann herkommt. Mittlerweile ist er ja erfunden.

Samstag, 3. Dezember, 20 Uhr, Loisachhalle Wolfratshausen: Konzert des Philharmonischen Orchesters Isartal, Leitung Christoph Adt, Solisten Erich Höbarth (Violine) und Hariolf Schlichtig (Viola). Werke von Sibelius, Mozart, Corelli und Tschaikowski. Karten zu 24 Euro, ermäßigt 12 Euro im Bürgerbüro der Stadt Wolfratshausen (Tel. 08171/214 9), bei allen Vorverkaufsstellen von München Ticket und an der Abendkasse

© SZ vom 01.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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