Wenn man vom Staat etwas bekommt, ist das in der Regel nicht geschenkt. Insofern hat der Wolfratshauser CSU-Stadtrat Richard Kugler recht, was seine Äußerung zur Städtebauförderung in der Sondersitzung am Donnerstag betrifft. Um eine Steuerrückzahlung zu erhalten, muss man schließlich mit einigem Aufwand seine Steuererklärung machen, professionelle Beratung kann sich da auszahlen. Und um von der Städtebauförderung zu profitieren, müssen Konzepte vorgelegt und Planungen abgesprochen werden.
Auf die Fördermöglichkeiten aber ganz zu verzichten, wie Kugler und sein Fraktionskollege Manfred Fleischer es wollten, um sich nicht in die "mühsame Seilschaft der Zuschuss-Suchenden einzureihen", ist glatter Unsinn. Angesichts dessen, was Wolfratshausen vorhat, um die Lebensqualität für die Bürger zu verbessern, ist ihre Ablehnung des Beschlusses, sich für das Förderprogramm von Bund und Ländern zu bewerben, sogar verantwortungslos. Schließlich zeigen seit den 1970-er Jahren zahlreiche Beispiele, dass in der Städtebauförderung durchaus viel Geld in sinnvolle Verbesserungen fließt. Wer das nicht glaubt, braucht sich nur in Allershausen bei Freising an die grünen Glonnterrassen zu setzen - dort, wo das Flussufer ähnlich wie die Loisach in Wolfratshausen vor ein paar Jahren nichts als ein Parkplatz war.
Das im Stadtrat als überholt kritisierte Entwicklungskonzept von Planerin Susanne Rentsch ist nur eine Eintrittskarte in die Förderung: ein Grundsatzfahrplan, der nie fertig werden kann. Was aber konkret verwirklicht wird und wann, liegt am Stadtrat. Mit der Umgestaltung des westlichen Loisachufers gibt es eine klare Vision, die nun schrittweise realisiert werden kann. Hält man sich an die Vorgaben, steht eine Förderung von 60 Prozent in Aussicht. Auf die zu verzichten, kann sich Wolfratshausen nicht leisten.