Stadtgespräch in Geretsried:Bürger sollen über Hallenbad entscheiden

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Der Vorschlag kommt spät und es gibt Widerstände aus Wolfratshausen. Doch der Landrat hat mit seinem vorgeschlagenen Hallenbad-Verbund einen Nerv getroffen. Der Geretsrieder SPD-Chef sieht eine Chance, diesen tatsächlich noch auf den Weg zu bringen.

Bernhard Lohr

Der Geretsrieder SPD-Vorsitzende will die Bürger im Nordlandkreis über ein Großhallenbad abstimmen lassen. Wolfgang Werner schlug auf dem Stadtgespräch seiner Partei vor, in den betroffenen Kommunen entsprechende Ratsbegehren auf den Weg zu bringen, und an einem gemeinsamen Termin Bürgerentscheide anzusetzen. Fraglich ist aber, ob damit das Projekt noch zu retten ist. Die Zeit drängt, weil Geretsried seine eigenen Hallenbad-Pläne vorantreibt. Und von Wolfratshauser Stadträten, in Sonderheit der CSU, kommen ablehnende Töne. Ohne Beteiligung der Nachbarstadt ist ein Verbund schwer vorstellbar. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) hat mit seinem Vorschlag, ein gemeinsames Bad für Geretsried, Wolfratshausen, Münsing, Icking, Dietramszell, Egling, Königsdorf und Eurasburg zu schaffen, offenbar einen Nerv getroffen. Er erntet von vielen Seiten Zustimmung. Der SPD-Vorsitzende und Stadtrat Werner sprach am Sonntag beim Stadtgespräch im Café Waldmann von einer großen Chance, die die nächsten 50 Jahre nicht wiederkommen werde. Es wurde intensiv diskutiert, wie der Bad-Verbund trotz aller Schwierigkeiten Wirklichkeit werden könnte. Dabei geriet die Standortfrage in den Blick. Wolfgang Beigel von der Agenda-Gruppe schlug vor, das Bad zwischen Geretsried und Wolfratshausen nahe dem künftigen S-Bahnhof in Gelting zu bauen, wenn so Wolfratshausens Zustimmung zu gewinnen wäre. Hans Gärtner, SPD-Mitglied in Wolfratshausen, warb dafür, Investoren einzubinden und ein attraktives Bad zu bauen, das Schulen und Vereinen dienen würde und auch kommerziell erfolgreich wäre. Doch womöglich ist es für solche Überlegungen zu spät. Geretsried hat bereits einen Projektsteuerer engagiert, der laut Werner für rund 60 000 Euro den Auftrag bekommen hat, den Bau eines Hallenbads für die Stadt zu koordinieren. Der Planer wolle jetzt Zahlen haben, um loslegen zu können. Es sei fraglich, ob dieser mehrere Varianten eines Hallenbads parallel entwickeln könne. Werner sprach sich außerdem dagegen aus, den Standort für das Bad am Geretsrieder Schulzentrum zur Disposition zu stellen. Der Standortentscheidung war eine intensive Debatte vorangegangen. Auch die Böhmwiese und ein Grundstück nahe dem Eisstadion waren im Gespräch. Eine Chance, trotz aller Bedenken in Geretsried ein Bad für den gesamten Nordlandkreis zu bekommen, sieht Werner darin, die Bürger einzubeziehen. Er sagte, es könnte gelingen, kurzfristig per Ratsbegehren heuer Bürgerentscheide zu initiieren, um in jeder Kommune Klarheit darüber zu bekommen, ob solch ein Zusammenwirken gewünscht werde. Unabhängig davon wird derzeit im Landkreis darüber gesprochen, ob Kooperationen über Gemeindegrenzen hinweg sinnvoll sind. Geretsried wandelt zum 1. Januar 2012 seine Stadtwerke von einem Eigenbetrieb der Stadt in ein selbstständigeres Kommunal-Unternehmen um. Aktuell läuft die Stellenausschreibung für einen geschäftsführenden Vorstand. Wie Werner sagte, habe es bereits vor Monaten mit den Stadtwerken in Bad Tölz Kontakt gegeben um auszuloten, wie künftig eine Zusammenarbeit der Stadtwerke aussehen könnte. Ein Stadtwerke-Verbund im Norden gilt als möglicher Betreiber des Hallenbads. Und nur im Verbund wird den Stadtwerken im Landkreis auch zugetraut, beim Aufbau einer dezentralen Energie-Versorgung eine tragende Rolle zu spielen.

© SZ vom 08.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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