Skulpturprojekt:Die Kratzmütze

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Kein Scheiterhaufen, kein Johannifeuer, sondern Land Art: Anne Franke in einer ihrer Reisigmützen. (Foto: Privat)

Die Stockdorfer Künstlerin Anne Franke hat aus Reisig eine neue Station für den "Sinneswandel"-Weg am Blomberg geschaffen

Interview von Stephanie Schwaderer

Leicht hat es sich Anne Franke nicht gemacht: Bis zu acht Meter lange Äste und Reisigzweige hat die Stockdorfer Künstlerin aus dem steilen Gelände entlang des Forstwegs zum Blomberghaus gezogen, um daraus riesige, an Zipfelmützen erinnernde Gebilde zu formen. Am Wochenende wird ihre Installation als neueste Station des Kunstwanderwegs "Sinneswandel" offiziell eingeweiht.

SZ: Wie viele Kratzer haben Sie sich mit Ihren Zipfelmützen eingehandelt?

Anne Franke: Eine gute Frage - ich bin von oben bis unten zerkratzt. Die meisten Äste musste ich aus einem mit Gestrüpp überwucherten Steilgelände ziehen.

Haben Sie Ihre Idee manchmal bereut?

Nein. Zum einen hatte ich Hilfe vom Betriebshof. Die Männer haben mir die Äste zum Blomberghaus hochgefahren. Vor allem aber fasziniert mich die Idee, aus vorhandenem Naturmaterial neue ästhetische Objekte zu machen, die so in der Natur nicht vorkommen. Es gefällt mir, mit meiner Kunst in natürlichen Kreisläufen zu arbeiten - von der Natur zurück zur Natur - und den Aspekt der Nachhaltigkeit, der ja aus der Forstwirtschaft stammt und in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger wird, in den Fokus zu rücken.

Jeder, der sich schon einmal mit einem alten Christbaum durchs Treppenhaus gezwängt hat, weiß, dass Reisig kein angenehmes Material ist. Wie kann man damit künstlerisch arbeiten?

Das Problem am Blomberg war tatsächlich, dass es oben fast nur Fichten gibt. Von ihnen kann man nur die Seitenäste der ganz großen Bäume verwenden, die von Natur aus gebogen sind. Die kleinen Äste brechen sofort. Laubholz ist deutlich biegsamer. Das habe ich mir von weiter unten am Berg geholt, wo einige kranke Eschen und andere dünne lange Triebe umgeschnitten lagen.

Wie verarbeiten Sie das Reisig?

Zunächst habe ich die langen Stangen im Boden verankert. Dazu musste ich mit einem Erdbohrer 50 Zentimeter tiefe Löcher in den Lehm graben. Alle anderen Äste verflechte ich in zwei Schräglagen, an kritischen Punkten kommt etwas Draht zum Einsatz.

Das größte Objekt ist sechs Meter hoch. Sie haben eine lange Leiter dabei?

Ja, ich arbeite mit einer großen und einer kleineren Staffelei, auf denen turne ich den ganzen Tag herum. Lustig sind die Kommentare der Passanten. Einer hat einmal gefragt, ob das ein Scheiterhaufen werde, und gleich noch hinzugefügt: Die Hex steht auch schon drin! Ich antworte dann oft, dass das Mützen für die Blomberg-Riesen werden - das gefällt vor allem den Kindern, oder aber Mützen für Großkopferte und Gschwollschädel, von denen es in der Umgebung, wie mir die Einheimischen erzählten, auch einige geben soll.

Wie lange werden Ihre Objekte der Natur standhalten?

Das hängt sehr von der Schneelast ab. Ich habe immer Zwischenräume gelassen, damit der Wind durch kann. Aber bei Pappschnee kann es kritisch werden. Ich hoffe sehr, dass sie zwei bis drei Winter überstehen.

I st der Spaßberg Blomberg der richtige Ort für einen Kunstwanderweg namens "Sinneswandel"?

Gerade da wäre ein Sinneswandel angebracht. Es geht aber vor allem um die Menschen, die den Berg besuchen. Das sind erstaunlich viele jeden Tag. Insofern ist der Kunstwanderweg hier genau richtig. Er ist nicht nur etwas Unterhaltsames, Fröhliches und Schönes. Er kann und soll einen schon auch zum Nachdenken anregen. Dafür ist beim Wandern manches Mal Zeit.

Der Tölzer Kunstverein lädt zur Eröffnung am Sonntag, 13. August, ans Blomberghaus ein. Beginn ist um 14 Uhr.

© SZ vom 10.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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