Schulanfang im Landkreis:Mehr Lehrer, kleinere Klassen

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Die vom Schulamt befürchteten Engpässe bleiben zum neuen Schuljahr aus. Die 6570 Schüler in Grund- und Mittelschulen finden verbesserte Bedingungen vor. Inklusion und flexible Unterrichtsmodelle fordern die Pädagogen.

Suse Bucher-Pinell

Die schlimmsten Befürchtungen sind nun doch nicht eingetreten. Vor einem Monat noch bangte Schulamtsdirektor Norbert Weinhuber, ob er genug Lehrer für die Grundversorgung an den Grund- und Mittelschulen im Landkreis bekommen werde. Zum Schuljahresanfang sieht seine Bilanz sehr viel positiver aus: "Wir haben so viele Lehrer bekommen wie ursprünglich geplant, es sind sogar ein paar Stunden mehr", sagte er am Dienstag. Auch die "mobile Reserve" ist um einige Stunden aufgestockt worden. Derzeit stehen 33 Lehrer mit insgesamt 634 Stunden wöchentlich zur Verfügung, um bei Engpässen einzuspringen.

Genau 6570 Schüler besuchen die Grund- und Mittelschulen im Landkreis, damit hat sich die Schülerzahl in den vergangenen fünf Jahren um rund 100 verringert. Die Zahl der Mädchen und Buben, die an privaten Schulen unterrichtet werden, ist in dieser Zeit etwa gleich geblieben, es sind aktuell 559. Auf gleichem Niveau wie im Vorjahr hält sich die Zahl der Erstklässer mit 1115. Darin spiegelt sich im Gegensatz zum allgemein beobachteten Bevölkerungsrückgang wider, dass der Landkreis eine Zuzugsregion ist.

Anders die Entwicklung an den Mittelschulen. Dort sinken wie in ganz Bayern die Schülerzahlen kontinuierlich. Im Schulamtsbezirk nahmen sie in den vergangenen fünf Jahren um insgesamt 490 ab, in diesem Rahmen war der Schwund prognostiziert worden. Derzeit besuchen 2081 Schüler die Klassen fünf bis zehn. Erfreulich hat sich die durchschnittliche Klassengröße entwickelt. Während in früheren Jahren in vielen Zimmern 30 Schüler oder mehr saßen, sind es jetzt durchschnittlich 21,6 an den Grundschulen und 19,6 an den Mittelschulen. "So gut war der Schnitt noch nie", sagte Schulrätin Marianne Konrad. Seit die Mittelschulen im Landkreis in drei Schulverbünden zusammengefasst sind, obliegt es den jeweiligen Koordinatoren, die Klassen einzuteilen. Ob sie ihr Budget für kleine Klassen oder für das Angebot von Arbeitsgemeinschaften verwenden, ist ihnen überlassen.

Mit dem neuen Schuljahr beginnt ein neuer Modellversuch im Landkreis. In Icking wird das Konzept der "Flexiblen Grundschule" umgesetzt, bei dem Kinder der ersten und zweiten Jahrgangsstufe so viel Zeit für den Lernstoff bekommen, wie sie brauchen. Je nach Lerntempo können sie sich ein, zwei oder drei Jahre Zeit lassen, ehe sie in die dritte Klasse vorrücken. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet und soll möglicherweise bald flächendeckend angeboten werden. Bisher ist die Flexibilisierung auf die ersten beiden Jahrgangsstufen begrenzt. Schulrätin Marianne Konrad hält es für eine Herausforderung, sie auszudehnen.

Die Inklusion führt ebenfalls zu Veränderungen im Schulleben. Seit jedes Kind mit besonderem Förderbedarf das Recht hat, eine Klasse in einer Regelschule zu besuchen, entstehen neben der Inklusionsschule in Münsing immer mehr Kooperationsklassen. Acht Klassen plus eine spezielle Sprachförderung an der Tölzer Jahnschule wurden gebildet, in die jeweils bis zu fünf Kinder mit Behinderung aufgenommen werden können. Sie bekommen zusätzliche Förderstunden durch den "mobilen sonderpädagogischen Dienst" (MSD). "Von diesen Stunden könnten wir allerdings mehr brauchen", sagt Weinhuber.

Er bescheinigt seinen Lehrern allgemein großes Engagement. "Unsere Schulen werde richtig gut im Sinne der individuellen Schülerförderung", sagt er. Kollegialität löse mehr und mehr Einzelkämpfertum ab, was den Schülern zugute komme. "Wenn sich die Lehrer absprechen, ist das auch zum Vorteil des Kindes", ergänzt Konrad. Die Schüler bekämen durch gemeinsame Reaktionsweisen und Rituale einen verlässlichen Ordnungs- und Lebensrahmen, den sie mehr den je bräuchten.

© SZ vom 12.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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