Schließung der Mädchenrealschule:SOS ans Erzbischöfliche Ordinariat

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Unter dem Motto "Save our Schlehdorf" formiert sich der Protest gegen die geplante Schließung der katholischen Realschule. Die Schüler planen eine medienwirksame Aktion.

Felicitas Amler

Für die BR-Sendung "Quer" dürfte es ein Schmankerl sein: Katholiken laufen Sturm gegen eine Entscheidung ihrer Kirche, Eltern planen eine Menschenkette, Bürgermeister solidarisieren sich, ebenso Nachbarn, Kindergärten, Grundschulen. Beim Hörerservice von "Antenne Bayern" quellen die E-Mail-Eingänge mit Post aus Schlehdorf über. Der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber hat einen Bittbrief an Reinhard Kardinal Marx geschrieben. Autos fahren mit Plakaten herum, die den Protest in Worte fassen: SOS lautet eine der Parolen - "Save our Schlehdorf".

Den Plakaten soll am Mittwoch eine Menschenkette folgen: "Wir umarmen das Kloster", kündigt Heidi Hofmann, Vorsitzende des die Elternbeirats, an. (Foto: Manfred Neubauer)

Seit am vergangenen Mittwoch Vertreter des Erzbischöflichen Ordinariats in der Mädchenrealschule St. Immaculata in Schlehdorf deren Schließung zum Schuljahr 2017/18 bekannt gegeben haben, kennt der Protest kein Ende. Heidi Hofmann, Vorsitzende des Elternbeirats, berichtete der SZ am Sonntag von der Elternversammlung am Freitagabend. Die Turnhalle sei komplett besetzt gewesen, der Vorraum genauso, manche Eltern hätten sogar stehen müssen. Exakt 388 Schülerinnen besuchen die Realschule derzeit.

Ihre Eltern machen sich Sorgen. Den Grund für die geplante Schließung akzeptieren die wenigsten. Die staatliche Knabenschule in Murnau wird für Mädchen geöffnet, und da argumentiert das Ordinariat, für zwei Realschulen nah beieinander fehlten die Schüler. Hofmann widerspricht: Man lasse der Schule ja nicht einmal die Chance, festzustellen, ob es dazu kommen werde. Denn davon ist sie schon deswegen nicht überzeugt, weil nur die Hälfte der Schülerinnen in Schlehdorf aus dem Landkreis Garmisch komme, die andere Hälfte aber aus den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Weilheim-Schongau.

Hofmann, deren beide Töchter im Alter von zwölf und 15 Jahren nach Schlehdorf gehen, lebt mit ihrer Familie in Benediktbeuern. Kinder, die von dort oder von Bichl und Kochel am See kommen, müssten - wenn es Schlehdorf nicht mehr gäbe - nach Penzberg in die Realschule, weil für die Strecke nach Bad Tölz das Fahrtgeld nicht übernommen werde. "Aber Penzberg ist ja schon voll", sagt Hofmann. Derzeit kämen sogar Schülerinnen aus Penzberg nach Schlehdorf.

Die Elternbeiratssprecherin betont immer wieder, ihr und den anderen Protestierenden gehe es nicht darum, der Kirche eine Schuld zuzuweisen: "Wir wollen nur unsere Schule retten." Etwas befremdlich findet sie es aber schon, dass die Eltern bisher keinen Gesprächstermin vom Erzbischöflichen Ordinariat bekommen haben, um den sie am vergangenen Donnerstag schon telefonisch gebeten hatten: "Auch wir sind Katholiken", sagt Hofmann. Und nun gebe einem die eigene Kirche keinen Termin.

Die Eltern und ihre zahllosen Unterstützer haben jedenfalls alles getan, um ihre Forderung nach Rettung der katholischen Realschule in die Öffentlichkeit zu bringen. Zeitungen, Presseagenturen, Radiosender und eben "Quer" wurden eingeschaltet. Und alle werden am Mittwoch ein ebenso foto- wie telegenes Motiv vor die Linsen bekommen: Rund um die katholische Schule wollen die Protestanten eine Menschenkette bilden. "Wir umarmen das Kloster", kündigt Hofmann an.

Inzwischen hätten dafür schon so viele Menschen ihre Teilnahme angekündigt, sagt sie, dass sie am heutigen Montag gleich zum Landratsamt gehen werde. Denn die Kette werde bis auf den öffentlichen Grund hinaus reichen. Und das muss dann ganz weltlich als Demonstration angemeldet werden.

© SZ vom 13.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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