Schlehdorf:Kloster Schlehdorf vor dem Verkauf

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Die Idylle trügt: Der Orden kann das Kloster Schlehdorf nicht auf Dauer weiter betreiben, ihm gehen schlicht die Mittel aus. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Missionsdominikanerinnen am Kochelsee klagen über fehlenden Nachwuchs und hohe Unterhaltskosten. Nun wollen sie ihre Zukunft in die Hand nehmen und in einen Neubau ziehen

Von Ingrid Hügenell, Schlehdorf

Die Missionsdominikanerinnen wollen neben der Turnhalle der Realschule ein neues Haus bauen, in dem sie leben können, und anschließend das Kloster Schlehdorf verkaufen, das seit 1904 im Besitz des Ordens ist. Der Gemeinderat hat beschlossen, einen Bebauungsplan für das Areal aufzustellen. Gebaut werden soll ein Haus mit Appartements für die Schwestern und Gemeinschaftsräumen. Ralf Olbrück sprich von einem "neuen Kloster", das errichtet werden solle. Der Geschäftsführer der Immobilien-Management-Firma "Pro Secur" unterstützt die Schwestern in der schwierigen Umbruchphase.

Der Orden wolle das Kloster verkaufen, weil er die Unterhaltskosten auf Dauer keinesfalls tragen könne. "Wir sind eine älter werdende Gemeinschaft und haben keinen Nachwuchs. Wir wollen fürs Alter vorsorgen, die Zukunft gestalten", erklärt Provinzialin Schwester Francesca Hannen. "Wir möchten jetzt handeln, solange wir es können." Derzeit leben noch 42 Missionsdominikanerinnen in Schlehdorf. Der Sitz des Ordens ist King William's Town in Südafrika. Auch das dortige Mutterhaus wurde schon verkauft, vor vielen Jahren, wie Schwester Francesca sagt. Unklar ist, wer das Schlehdorfer Haus Kloster kaufen könnte. "Es ist alles in der Prüfung", sagt die Provinzialin.

"Wir sind mit dem Kloster noch gar nicht am Markt", stellt Olbrück klar. Erst nach dem Umzug in das neue Haus könne es verkauft werden, "frühestens 2018". Überlegungen, wer das Gebäude erwerben könnte, gibt es aber schon. Olbrück spricht von einem Investor, der das Kloster in eine noch zu gründende Stiftung einbringen wolle, "ein Privatmensch, der viel Geld hat." Eine existierende Stiftung, die im Kloster ein Pflegeheim einrichten wolle, habe es sich Anfang April angeschaut. Ein Architekt prüfe, ob sich ein Pflegeheim dort überhaupt realisieren lasse.

Die politische Gemeinde Schlehdorf erwäge ebenfalls den Kauf des Klosters, um ein Pflegeheim einzurichten und zu verpachten, sagt Bürgermeister Stefan Jocher (WGL). Finanziell wäre das für die Gemeinde nach Jochers Einschätzung ein Nullsummenspiel. Die Kaufsumme für das Kloster samt Grundstücken bewege sich im siebenstelligen Bereich. Der Erwerb und die nachfolgende Nutzung wären aber nicht einfach, denn die Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Das und die Struktur des Klosters würden die Einrichtung eines Pflegeheims schwierig machen, obwohl sich das Gebäude, wie Jocher sagt, in einem guten baulichen Zustand befindet. "Die Schwester haben immer investiert." Auch Aufzüge gibt es bereits, und groß genug wäre das Haus auch. Die Gemeinden Schlehdorf und Großweil bilden einen Zweckverband, dem das derzeitige Pflegeheim gehört. Es verfügt über nur 40 Plätze, das 150 Jahre alte Haus ist marode. Deshalb gibt es ohnehin einen Beschluss von 2013, es abzureißen, für fünf Millionen Euro neu zu bauen und die Zahl der Plätze auf 60 zu erweitern. Darunter lasse sich ein Pflegeheim nicht wirtschaftlich betreiben, sagt Jocher.

Die Schwestern hätten auf den Beschluss, das Kloster zu verkaufen, positiv reagiert, sagt Schwester Francesca. Das Haus sei groß, in exzellentem Zustand, bereite den Schwestern aber viele Sorgen. "Wir wollen uns nicht um das Gebäude sorgen, sondern um die Menschen." Wichtig ist ihr, dass die Realschule erhalten bleibt, "dass dieser Geist erhalten bleibt."

Die Realschule, die von der Auflösung bedroht war, konnte gerettet werden, indem sie von einer reinen Mädchenschule umgewandelt wurde in ein Institut, das seit September 2014 auch Buben aufnimmt. Das geschah nach massiven Elternprotesten, die von den Schwestern unterstützt wurden. Träger ist nicht mehr der Orden, sondern die Erzdiözese München und Freising. "Wir sind froh, dass wir die Kurve gekriegt haben", sagt Immobilienmanager Olbrück zur Realschule. Das Kloster als Schulstandort zu erhalten sei ein Ziel. Es fehlten auch Ausbildungsstätten für Pflegeberufe. "Das ist alles noch nicht zu Ende gedacht", sagt Olbrück. "Wir haben noch ein paar Ideen in petto."

Früher gehörte auch eine Landwirtschaft zum Kloster, die Flächen waren verpachtet. Der langjährige Pächter hörte auf, nun betreibt die Regionale Wirtschaftsgemeinschaft, kurz ReWiG, auf den Flächen einen Aktiv-Hof mit Tierhaltung und Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche. Die Flächen an die ReWiG zu übergeben, "das haben wir frohen Herzens gemacht", sagt Olbrück.

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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