Schlehdorf:Günstige Wohnungen

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Die Häuser an der Karpfseestraße in Schlehdorf stehen unter Ensembleschutz. Im Haus mit der Nummer 2 richtet die Gemeinde Wohnungen ein. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Gemeinde Schlehdorf kauft ein Haus, das unter Ensembleschutz steht, und will es sanieren. Der Wohnraum soll an einkommensschwache Familien vermietet werden - ein Sozialprojekt, das Akzeptanz findet

Von Klaus Schieder, Schlehdorf

Günstige Wohnungen waren im Landkreis schon immer schwer zu finden, mittlerweile sind sie geradezu eine Rarität. Das gilt zunehmend auch für so abgeschiedene Gemeinden wie Schlehdorf. Der Mietpreis bewegt sich dort zwischen acht und knapp zehn Euro pro Quadratmeter, je nachdem, ob es sich um ein Bestandsgebäude oder um einen Neubau handelt. Zum Vergleich: Die Stadt Bad Tölz liegt im Schnitt bei zwölf Euro. Kaum verwunderlich also, dass Bürgermeister Stefan Jocher schon etliche Anfragen für die vier bezahlbaren Wohnungen bekommen hat, die in das ensemblegeschützte Haus Karpfseestraße 2 eingebaut werden sollen. Auf Widerstand stößt dieses Sozialbauprojekt der Gemeinde mitten im Ort nicht. Beschwerden habe es "gar keine" gegeben, sagt Jocher. Im Gegenteil: "Die Nachbarn sind froh, dass das keine Gaststätte mehr ist."

Vor Jahren noch befand sich in dem 1848 errichteten Anwesen ein gut geführtes Restaurant. Aber dann zog der griechische Gastwirt nach Eschenlohe, seither wechselten die Pächter in rascher Folge. In den vergangenen beiden Jahren war das Haus leer, das unter Ensembleschutz steht wie alle anderen Anwesen im Ortskern von Schlehdorf. Der Eigentümer verlor langsam das Interesse an dem Gebäude, wie Jocher erzählt. "Der Grund dafür waren die schlechten Erfahrungen mit seinen Pächtern." Der Gemeinde ergriff die Chance und kaufte die Gaststätte. Über den Preis hüllt sich der Bürgermeister in Schweigen. Von Anfang an sei es das Ziel gewesen, darin günstige Wohnungen zu schaffen, sagt er. "Sonst hätten wir das nicht gemacht."

Vorgesehen ist, im Erdgeschoss und im ersten Stock insgesamt vier Wohnungen einzubauen, zwei davon mit vier Zimmern. Das lässt sich die Gemeinde insgesamt rund 940 700 Euro kosten. Eine hohe Summe für eine so kleine Kommune, die dafür jedoch Geld aus dem seit 2016 bestehenden Kommunalen Wohnbauförderprogramm des Freistaats bekommt: 282 200 Euro fließen als direkter Zuschuss nach Schlehdorf, 564 400 Euro als zinsgünstiges Darlehen. "Durch das Angebot von zwei Vier-Zimmer-Wohnungen werden besonders Familien mit mehreren Kindern berücksichtigt", erklärt Martin Nell, Pressesprecher der Regierung von Oberbayern. Außerdem sollen die Quartiere im Erdgeschoss barrierefrei und damit für Senioren oder gehbehinderte Menschen gut zu erreichen sein. In das umgebaute Haus sollen also "einkommensschwächere Haushalte einziehen", wie Nell verdeutlicht. Lediglich die schon sanierte, auf dem freien Markt angebotene Wohnung im Dachgeschoss fällt aus dem Förderprogramm raus.

Mit der Sanierung will die Gemeinde im Januar nächsten Jahres beginnen. Die Arbeiten sind aufwendig, weil sich Restauranträume nicht so einfach in Wohnungen umwandeln lassen. "Das ist im Prinzip eine Kernsanierung", sagt der Schlehdorfer Bürgermeister. Anders ausgedrückt: Das Parterre und der erste Stock müssen komplett umgebaut und saniert werden. Das gilt auch für die ehemalige Wirtewohnung, die Jocher zufolge "ziemlich fertig" aussieht. Wenn alles nach Plan läuft, soll die Umgestaltung des alten Gasthauses bis zum Sommer 2018 abschlossen sein. "Wir hoffen, die Wohnungen dann Mitte 2018 vermieten zu können", sagt der Bürgermeister.

Welche Bewerber zum Zuge kommen, steht noch in den Sternen. Auch die bisherigen Anfragen wurden nur zur Kenntnis genommen, "da ist nichts geprüft", stellt Jocher klar. Allerdings zeigen sie dem Rathauschef, dass auch die ein wenig niedrigeren Mietpreise in seiner kleinen Gemeinde für manche zu teuer sind. Weitere Bauprojekte dieser Art sind im Rathaus vorerst allerdings nicht geplant. Wenn das alte Gasthaus umgebaut ist, werde man ja sehen, ob es weiteren Bedarf gebe. "Dann schauen wir, ob wir noch was machen müssen."

© SZ vom 10.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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