Schlauchboote auf der Isar:Aufgeblasen und laut

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Der Isartalverein fordert strengere Regeln für die Crews und mahnt zur Mäßigung bei Ausbau und Nutzung des Ufers

Von Jürgen Wolfram, Schäftlarn/München

Der Isartalverein appelliert an die Kommunal- und Landespolitiker, das wirtschaftliche Wachstum der Region München nicht ausufern zu lassen. Die rapide Versiegelung der letzten Freiflächen für den Wohnungsbau und neue Gewerbegebiete sei alarmierend, kritisierte der Vorsitzende der 1900 Mitglieder starken Umweltvereinigung, der Schäftlarner Erich Rühmer.

Wenn dann noch jede Gemeinde ihre eigene Umgehungsstraße plane, sei das "sicher nicht die Lösung". Rühmer warf namentlich dem bayerischen Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) vor, leichtfertig die Ausweisung von Gewerbeflächen in Außenbereichen zu begünstigen. Da frage er sich, "was das noch mit Heimat zu tun hat", sagte Rühmer bei der Jahreshauptversammlung des Vereins. Er lobte allerdings die Münchner Stadtbaurätin Elisabeth Merk, weil sie sich für die Erhaltung der Freifläche zwischen dem Siemens-Sportpark in Obersendling und der Isar einsetzt: "Für diesen Wunsch hat sie unsere volle Unterstützung".

Als Folge des Siedlungsdrucks wächst sich der Erholungsdruck aus Sicht des Isartalvereins "zum dringenden Problem" aus, vor allem die Zahl der Bootsfahrer nehme rasant zu. Rühmer hat mitgezählt: An einem Sonntag im Juli passierten binnen zweieinhalb Stunden 130 Schlauchboote, Luftmatratzen und andere "aufblasbare Schwimmgeräte" den Gasthof Bruckenfischer beim Kloster Schäftlarn.

Besonders verstörend: "Berge von Müll, Kinder im Grundschulalter ohne Schwimmwesten, enormer Alkoholkonsum." Als Mindestlösung fordert der Isartalverein ein Fahrverbot, wenn bei Hochwasser die Isar auch für Floßfahrten gesperrt ist. Wünschenswert wären darüber hinaus eine Schwimmwestenpflicht für Kinder bis zwölf Jahre, ein Alkoholverbot und eine intensive Aufklärung über die Gefahren, die im Fluss lauern.

Bei der Lösung eines anderen Problems, der Nutzung der Isarufer durch Mountainbiker, sieht Rühmer Fortschritte. Zwar habe sich die Zahl der Radsportler durch die Verbreitung von E-Bikes weiter erhöht, doch Gespräche mit Behörden und Grundeigentümern hätten Grundlagen zur Schaffung geordneter Verhältnisse ergeben. Zunächst wollen die Naturschutzverbände nur einen Mountainbike-Trail entlang der Isar anlegen, später sollen es zwei sein. Zur Rechtssicherheit für künftige Baulast- und Projektträger soll ein Gutachten beitragen.

Die Baierbrunner Altbürgermeisterin Christine Kammermeier, die den Isartalverein in einer Steuerungsgruppe des Projekts "Natur-Erholung im Süden von München" vertritt, äußerte den Wunsch, die Stadt München möge sich als Hauptverursacherin des Erholungsdrucks stärker in den Prozess einbringen.

Der Isartalverein hat zuletzt mit einem Weideprojekt in der Pupplinger Au, einem virtuellen Museum (www.isargeschichten.de) sowie einem neuerlichen Grundstückskauf mit Hilfe des Bayerischen Naturschutzfonds von sich reden gemacht. Mittlerweile verfügt der Verein über einen Grundstücksbestand von 140 Hektar; 51 Hektar davon sind Wälder. Ausdrücklich unterstützt wird die Energiewende, wobei Rühmer einschränkt: "Die Wasserkraft ist weitestgehend ausgeschöpft." Man sei sich mit dem bayerischen Umweltminister Marcel Huber (CSU) einig, dass es an der Isar keiner neuen Wasserkraftwerke bedürfe, sondern die Ertüchtigung der bestehenden Anlagen im Vordergrund stehen muss.

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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