Regionalplan:Neue Ziele fürs Oberland

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Planungsverband entwickelt Richtlinien für zentrale Orte und den Verkehr

Von Klaus Schieder, Bad Tölz-Wolfratshausen

Eine Realschule und ein Gymnasium, ein Krankenhaus, ein Hallenbad: Mit seinen gut 10 000 Einwohnern hat Lenggries schon die meisten Einrichtungen, die für ein Mittelzentrum erforderlich sind. Diesen Status soll die Brauneck-Gemeinde nun auch im Landesentwicklungsplan (LEP) bekommen. In der Fortschreibung des Regionalplans ist Lenggries deshalb neben Oberammergau und Mittenwald als neues Mittelzentrum aufgelistet. Benediktbeuern-Bichl, Dietramszell, Egling und Kochel am See gelten künftig als Grundzentren, nicht mehr als Unter- und Kleinzentren. Dadurch ändert sich für sie allerdings nichts.

Landrat Josef Niedermaier (FW) begrüßt diese raumplanerische Straffung. "Wenn man sich ehrlich damit beschäftigt, muss man sagen, dass die Flut an Zentren, die wir in den letzten Jahrzehnten bekommen haben, eigentlich ein Schmarrn ist", sagte er in der Sitzung des Planungsverbands Oberland am Montag im Tölzer Landratsamt. Der Verband, dem die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau, Miesbach und Garmisch-Partenkirchen angehören, gießt das Leitbild, das in der Landesplanung von der bayerischen Staatsregierung festgelegt wird, im Regionalplan in Richtlinien um. Diese Vorgaben müssen Städte und Gemeinden wiederum in den Flächennutzungs- und Bebauungsplänen berücksichtigen.

Neu ist im Entwurf des Planungsverbands, dass es nur mehr zwei statt fünf Gebietskategorien gibt: einen "allgemeinen ländlichen Raum", worunter der gesamte Landkreis Tölz-Wolfratshausen fällt, und einen "Raum mit besonderem Handlungsbedarf", wozu der Landkreis Garmisch zählt. Ob der Alpenraum noch eine Gebietskategorie sei, fragte der Lenggrieser Bürgermeister Werner Weindl (CSU). Dies verneinte Matthias Schuh, Regionsbeauftragter der Verbands. Die Alpen seien aber mit einer eigenen Karte im LEP aufgeführt.

Auch die bisherigen Entwicklungsachsen fallen weg. Eine davon führte auf der Route der Bundesstraße 472 quer durch den Südlandkreis, eine andere von Tölz über Königsdorf nach Geretsried und Wolfratshausen. Die Steuerungswirkung solcher Achsen sei fraglich gewesen, so Niedermaier. Außerdem sei man bei der Ausweisung von Baugebieten nicht mehr daran gebunden, "die Flexibilität ist viel höher jetzt". Was die zentralen Orte in der Region Oberland angeht, so seien alle mit dem öffentlichen Nahverkehr binnen 30 Minuten zu erreichen. "Wir haben keine Versorgungslücken", sagte Schuh.

Gleichwohl soll der Verkehr mit Zügen und Bussen ausgebaut werden. Im Regionalplan stehen unter anderem die S 7-Verlängerung nach Geretsried, die Elektrifizierung der Strecke von Holzkirchen nach Lenggries, der Ausbau der S 7-Außenäste Süd und Ost. Der Kochler Bürgermeister Thomas Holz (CSU) forderte, solche Bahnstrecken komplett freizuhalten, nicht bloß abschnittsweise. "Wir wissen nicht, was in zehn oder 15 Jahren ist", sagte Holz und verwies darauf, dass der Bund seinen Grundbesitz an den Gleisen zum Teil verkauft habe. Weitere Ziele sind zusätzliche Haltestellen, um Wohn- und Gewerbegebiete besser anzubinden, mehr Züge, ein dichterer Takt im Berufs- und Tourismusverkehr.

Was Regionalbusse angeht, soll ein getaktetes Hauptnetz das künftige Rückgrat bilden. Die Intention sei, "alle größeren Orte anzubinden", so Schuh. Geplant ist auch, mit Express-Bussen eine schnelle Ost-West-Tangente durchs Oberland zu schaffen. Überdies sollen Gewerbegebiete und Bahnhöfe mit dem Busverkehr besser verknüpft werden. Dies soll auch für touristische Einrichtungen gelten, was nochmals Bürgermeister Holz auf den Plan rief. Ob eine Gemeinde nun für jedes neue Hotel eine Buslinie einrichten müsse, hakte er nach. Das sei nicht nötig, sagte Landrat Niedermaier. Wohl aber für ein bekanntes Wellnessbad wie etwa das "Trimini". Einen besseren Nahverkehr von Norden her zum Roche-Konzern forderte die Penzberger Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD). Das bisherige Angebot sei "unattraktiv, das bringt viele Leute in die Autos".

Eine Linie von Holzkirchen über Dietramszell nach Tölz wünscht sich die Dietramszeller Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD/FW). Dies stehe im Regionalplan, aber nicht als Hauptbuslinie, so Niedermaier.

Im Straßenverkehr gilt die Regel "Ausbau vor Neubau". Dabei soll zuerst jedoch geprüft werden, ob andere Maßnahmen im Verkehrsmanagement die Leistungsfähigkeit einer Straße verbesserten, sagte Regionsbeauftragter Thomas Bläser. Das Augenmerk richte man auf das "hochrangige Straßennetz": auf Autobahnen, Bundesstraßen, wichtige Staatsstraßen. Für Radler soll das regionale Wegenetz ausgebaut und lückenlos ausgeschildert werden. Dabei müssen die vier Landkreise aber enger zusammenarbeiten. "Die Radwegekonzepte sind nur bedingt abgestimmt", monierte Niedermaier.

© SZ vom 28.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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