Reden wir über:Wahn, Sinn und Wissenschaft

Lesezeit: 2 min

Paul Kaiser steht als Schauspieler auf der Bühne (Foto: privat)

Paul Kaiser erklärt auf der Bühne die ganz großen Fragen der Welt

Interview von Franziska Ulrich

Paul Kaiser aus Stans in der Schweiz ist Schauspieler und Hobbywissenschaftler. Am Freitag, 28. Juli, wird der 52-Jährige mit seinem Solo-Programm beim Theatersommer in Irschenhausen auftreten. In seinem Stück "Die All-umfassende Theorie der Welt" verkörpert er Dr. Wahn, einen skurrilen Forscher und unorthodoxen Denker. Dieser ist auf der Suche nach den Rätseln von Raum und Zeit, den Antworten des Daseins und dem Ursprung des Universums. Über die Widersprüche der Wissenschaft versucht er die Welt zu begreifen und diese miteinander zu verbinden - zum Vergnügen des Publikums.

SZ: Herr Kaiser, über welche Frage haben Sie heute schon gegrübelt?

Paul Kaiser: Heute morgen habe ich überlegt, wie ich mein Abschiedslied für meinen derzeitigen Intendanten realisiere. Also habe ich über keine grundlegenden Fragen des Daseins gegrübelt, sondern ganz konkret über eine Aufgabe, die ich im Alltag bewältigen muss.

Was ist der größte herrschende Widerspruch unseres Daseins?

Wir Menschen versuchen immer die Welt zu erklären und dabei stoßen wir letztendlich auf Dinge, die wir nicht erklären können. Physikalische Theorien können uns keine endgültige Erklärung für unser Dasein liefern. Diese Antworten können wir mit unserem Verstand nicht erfassen.

Skizzieren Sie doch mal Ihre All-umfassende Theorie der Welt.

In der Forschung stoßen wissenschaftliche Theorien oft auf Widersprüche. Ich versuche diese zu verbinden und aus einer philosophischen Sichtweise heraus zu betrachten. Jenseits von Zeit und Raum gibt es einen Zusammenhang, den wir aber nur erahnen können. Alles ist mit allem verbunden.

Können Sie ein Beispiel für ein Erlebnis geben, bei dem Sie eine solche Ahnung hatten?

Oft sind es intuitive Gedanken, als simples Beispiel: Man denkt an jemanden und zwei Sekunden später ruft derjenige an. Das zeigt, wie viel mehr wir miteinander verbunden sind, als wir wahrnehmen können.

In Ihrem Programm verbinden Sie Physik, Religion und Philosophie. In welchem Fach waren Sie in der Schule am besten?

In Physik war ich recht gut. Das hat mir auch am meisten Spaß gemacht und gab mir den Anstoß über unser Dasein nachzudenken. Religion hat mich ebenfalls interessiert, jedoch konnte ich mit der frommen Art und Weise, mit der das Fach in der Schule gelehrt wird, wenig anfangen.

Wie nehmen Sie Ihr Publikum auf eine Gedankenreise mit? Muss man Physik studiert haben, um über Ihre Witze lachen zu können?

Nein, auf keinen Fall. Es ist umso schöner, wenn man unbelastet mit dem Thema konfrontiert wird. Ich gestalte den Abend spielerisch. Als Dr. Wahn nehme ich die Zuschauer in meine Gedankenwelt mit. Das Publikum kann mit Dr. Wahn oder selbst auf neue Gedankengänge kommen. Da Dr. Wahn als Narr bei der Suche nach Antworten etwas länger braucht, ist ihm das Publikum oft schon voraus.

Wie unterscheiden Sie sich von Dr. Wahn?

Dr. Wahn ist größenwahnsinnig und will alles bis auf das Letzte hin verstehen. Er ist ungeduldig und verzweifelt über die Widersprüche in der Wissenschaft und die offenen Fragen. Er ist stur und hat ein Frauenproblem. Das habe ich hingegen nicht. Dr. Wahn ist eine extreme Form von Paul Kaiser.

© SZ vom 27.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: