Reden wir über:Umweltschonende Skitouren

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Friedl Krönauer, Kreisvorsitzender des Bunds Naturschutz, gibt Tipps

Interview von Benjamin Engel

Skitourengehen galt lange als Sport für wenige, schrullige Bergfexe. Heute sind die Alpinisten, die abseits der Skipisten das Naturerlebnis suchen, zu einem Massenphänomen geworden. An sonnigen Tagen zieht es Skitourengeher auf viele Berge im Landkreis. Damit belasten sie die Natur. Um sich umweltverträglicher in der Bergwelt zu bewegen, sollten sie ihre Routen sorgfältig planen, sagt Friedl Krönauer (Foto: man), Kreisvorsitzender des Bunds Naturschutz und begeisterter Tourengeher.

SZ: Herr Krönauer, wie naturverträglich ist das Skitourengehen?

Friedl Krönauer: Ich möchte eines klarstellen: Es heißt oft, der normale Skifahrer schädige die Natur. Der Skitourengeher ist dagegen derjenige, der aus hehren Gründen auf maschinelle Aufstiegshilfen verzichtet und die Freiheit in der Natur sucht. Das kann ich so nicht stehen lassen. Das größte Problem im freien Gelände ist die unbedachte Routenwahl.

Inwiefern?

Der Sport hat sich gewandelt. Früher begann die Zeit für Skitouren erst im Spätwinter, wenn der Schnee sich gesetzt hatte. Jetzt gehen die ersten bei genügend Schnee schon im November. So können Rot-, Gamswild und Raufußhühner über einen viel längeren Zeitraum in ihren Lebensgewohnheiten aufgeschreckt werden.

Was ist daran problematisch?

Die Tiere fliegen auf oder laufen weg. Das belastet ihre Energiereserven. Die Überlebenschancen im Winter sinken. Außerdem braucht das Wild dann mehr Nahrung, wodurch der Verbiss zunimmt.

Friedl Krönauer, Kreisvorsitzender des Bunds Naturschutz. (Foto: Manfred Neubauer)

Wie sollte man sich auf Tour verhalten?

Man sollte sich am besten mit dem örtlichen Alpenverein, der Bergwacht oder Jägern austauschen. Die wissen, welche Gebiete besser zu meiden sind. Als Faustregel sind Ost-West-Gratverläufe problematisch. Hier halten sich Raufußhühner bevorzugt auf. Tagsüber verkriechen sich die Tiere auf der Nordseite in Schneehöhlen. Abend wechslen sie auf die Südseite, um Nahrung zu suchen. Das Rotwild sammelt sich meist an bestimmten Stellen. Wer durch ein Aufforstungsgebiet aufsteigt oder abfährt, schädigt die frischen Baumtriebe.

Am besten also gar nicht Skitouren gehen?

Man sollte sich in Selbstbeschränkung üben. Das gilt auch für Schneeschuhgänger. Zunächst einmal sollte man immer mit einer Gruppe zum Tourenausgangspunkt fahren. Das senkt den Kohlendioxidausstoß. Die Tourengeher sollten die tageszeitlichen Grenzen einhalten. Im Hochwinter sind Gipfel, Rücken und Grate vor 8 Uhr und nach 16 Uhr zu meiden. Vor allem in der Dämmerung ist das Wild sehr aktiv. Im Projekt "Skibergsteigen umweltfreundlich" hat der Deutsche Alpenverein Routenempfehlungen für klassische Tourenberge entwickelt.

© SZ vom 03.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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