Reden wir über:Konfliktlösung ohne Waffen

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Andreas Wagner über den Einsatz für die Friedensinitiative

Interview von Thekla Krausseneck, Bad Tölz-Wolfratshausen

Andreas Wagner ist seit seiner Jugend in der Friedensbewegung aktiv. Jetzt will der Heilerziehungspfleger zusammen mit der Friedensinitiative Bad Tölz-Wolfratshausen in der Bevölkerung ein Bewusstsein schaffen für die vielen Facetten des Ukraine-Konflikts.

SZ: Seit wann sind Sie in der Friedensinitiative aktiv?

Andreas Wagner: Ich bin in den letzten Jahren weniger aktiv gewesen, bin aber schon seit 1991 dabei. Ich trat während des Golfkriegs bei, nach der Besatzung von Kuwait durch den Irak. Damals musste ich mich entscheiden, ob ich den Kriegsdienst verweigere oder zur Bundeswehr gehe. Da habe ich den Kriegsdienst verweigert, aus Gewissensgründen. Zur selben Zeit hat sich die Friedensinitiative gegründet.

Was will die Friedensinitiative erreichen?

Generell ist es uns ein Anliegen, Konflikte nicht militärisch zu lösen. Krieg ist in einer zivilisierten Welt fehl am Platz, er hinterlässt nur verbrannte Erde, zerstört die zivile Infrastruktur und bringt Leid und Tod mit sich. Wir legen Wert darauf, Konflikte frühzeitig zu bearbeiten. Es sollte mehr investiert werden in die Konfliktprävention und -forschung. Wir fordern die Stärkung des Völkerrechts, ein Verbot des Exports von Rüstungsgütern und Waffen, einen gerechten und fairen Handel zwischen den Völkern und den schonenden Umgang mit Ressourcen.

Was kann die Friedensinitiative im Ukraine-Konflikt tun?

Der Konflikt muss differenziert betrachtet werden. Was ein Konfliktlösung nicht zuträglich ist, sind Schwarz-Weiß-Schemata, die sich in der Diskussion abzeichnen und die sich auch in der Berichterstattung der Presse niederschlagen. Die Initiative versucht auch, in die politische Diskussion einzugreifen

Wie das?

Allein dadurch, dass wir die Menschen dahin gehend sensibilisieren, dass sie differenziert und vorsichtig mit Informationen umgehen müssen, damit sie weniger anfällig sind für diese Schwarz-Weiß-Schemata. Es ist zum Beispiel nicht richtig, Russland zu verteufeln, Putin die ganze Verantwortung zuzuschieben und alle anderen Aspekte auszublenden. Wie zum Beispiel den, dass die gewählte Regierung der Ukraine im Februar mit Gewalt geputscht wurde, und dass die neue Regierung, die sofort von der EU anerkannt wurde, vier Minister aus der rechtsextremen Swoboda-Partei hat. Die EU hatte nach den letzten Wahlen in der Ukraine noch vor einer Zusammenarbeit mit dieser Partei gewarnt.

Foto: Hartmut Pöstges (Foto: N/A)

Wie könnten die Menschen in unserer Region den Konflikt zu spüren bekommen?

Ich bin vorsichtig mit Kaffeesatzlesen, aber wenn der Konflikt nicht gelöst wird, droht eine weitere Eskalation. Wir haben durch die Folgen der Finanzkrise derzeit alles andere als eine stabile Wirtschaftssituation. Sanktionen und Gegensanktionen können bei uns zur Rezession führen, bis hin dazu, dass sich der Konflikt auch militärisch ausweitet.

Sie haben angedeutet, dass sich die Friedensinitiative von der "Montagsmahnwache für den Frieden", die in Tölz stattgefunden hat, distanzieren will. Was unterscheidet die beiden Organisationen voneinander?

Der größte Unterschied ist der, dass wir als Friedensinitiative, wenn wir denn unser Informationsmaterial nicht selbst erstellen, zum Beispiel auf das Material des Netzwerks "Kooperation für den Frieden" zurückgreifen. Das ist ein Zusammenschluss von Friedensgruppen aus dem politischen Spektrum. Die Montagsmahnwache aber hatte auf ihrem Tisch eine große Anzahl Informationsblätter, für das der Sektenführer Ivo Sasek verantwortlich zeichnet.

© SZ vom 10.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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