Reden wir über:Hotte Karotte im Klassenzimmer

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(Foto: Privat/oh)

Marina Schwenzer berät Grundschüler in Ernährungsfragen

Interview von Nora Schumann

Marina Schwenzer ist zertifizierte Ernährungsberaterin und arbeitet bei der BayWa-Stiftung. Die 31-Jährige hat einen Ernährungskompass ins Leben gerufen und jüngst bei einem Workshop mit Schülerinnen und Schülern der Karl-Lederer-Grundschule in Geretsried ihr Wissen über ausgewogenes Essen geteilt.

SZ: Frau Schwenzer, was ist denn ein Ernährungskompass?

Marina Schwenzer: Der Ernährungskompass ist ein Lehr- und Aktionsbuch, das Kindern spielerisch Wissen über eine ausgewogene Ernährung vermitteln soll. Da gibt es Ernährungshelden wie zum Beispiel die Hotte Karotte, Kalle Kartoffel oder Olli Olive, die den Kindern in kindgerechter Sprache erklären, was gesund ist und was nicht.

Warum braucht es einen Ernährungsworkshop?

Immer mehr Kinder sind übergewichtig und falsche Ernährung kann auch zu Schwierigkeiten bei der Konzentration führen. Dann werden die Kinder hibbelig. Oder sie klagen über Kopfschmerzen, bis man ihnen sagt "trink mal einen Schluck Wasser". Wir unterstützen mit diesem Programm auch die Lehrer.

Wenn Kinder nicht frühstücken oder stark gezuckerte Softdrinks trinken, tragen die Eltern dafür die Verantwortung. Glauben Sie, dass es trotzdem richtig ist, bei den Kindern anzusetzen?

Wir wollen den Kindern spielerisch vermitteln, dass es cool ist, sich gesund zu ernähren, zum Beispiel weil man fit bleibt und sich besser konzentrieren kann. Zum Abschluss unseres Workshops machen wir zusammen ein gesundes Frühstück und die Kinder bekommen das Rezept mit nach Hause. Da sagen viele "das schmeckt super lecker", oder sie reden untereinander, wer das Frühstück zuhause ausprobiert hat. Eine Lehrerin hat mir erzählt, dass vor dem Workshop viele Kinder zuhause gar nicht gefrühstückt hätten und am Ende des Jahres jedes der Kinder zuhause frühstückte.

Die Schulen können den Ernährungskompass kostenlos als Klassensatz bestellen. Das Ernährungsprogramm besteht aber insgesamt aus drei Säulen: dem Ernährungskompass, einem Ernährungsworkshop und den Schulgärten. Die Schulen können sich online für den Workshop und das Gärtnern bewerben.

Wie sieht so ein Workshop aus?

Der Workshop wird 90 Minuten mit einer Klasse durchgeführt. Dabei gibt es sieben verschiedene Stationen mit Spielen zum Thema Ernährung, beispielsweise Zuckerpyramiden. Ich lasse die Kinder auch gerne schätzen, wie viele Würfelzucker ein durchschnittlicher Erwachsener am Tag zu sich nimmt.

Wie viele sind es?

23 Würfelzucker, maximal sollten wir acht Stück zu uns nehmen. Die Kinder lernen auch, wo versteckter Zucker enthalten ist. Oder sie befüllen an der Fettstation Einkaufswägen mit gesunden und ungesunden Fetten. Da sieht man auch, dass viele Kinder automatisch davon ausgehen, dass Fleisch und Wurst gesund sind, weil das daheim auf dem Tisch steht. Fälschlicherweise kommt dann die Salamischeibe im Weißbrot in den "gesunden" Einkaufswagen, obwohl sie sehr viele ungesunde Fette enthält. Am Schluss der Stationen bereiten wir uns alle gemeinsam ein gesundes Müsli zu, mit Obst das die Kinder zuvor geschnitten haben.

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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