Reden wir über:"Aufstehen" mit Links

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Andreas Wagner fordert gleiche Chancen für alle Menschen

Interview von Felicitas Amler

Andreas Wagner (Foto: Hartmut Pöstges) aus Geretsried ist seit dieser Legislaturperiode Bundestagsabgeordneter der Linken im Wahlkreis Bad Tölz-Wolfratshausen/Miesbach. Er hat sich gleich bei deren Gründung der neuen linken Bewegung "Aufstehen" angeschlossen. Die SZ fragte ihn nach den politischen Zielen.

SZ: Herr Wagner, Sie unterstützen Sahra Wagenknechts linke Bewegung "Aufstehen". Was ist für Sie "links"?

Andreas Wagner: Für mich bedeutet links, eine Politik zu machen, in der die Menschen im Vordergrund stehen, unabhängig davon, welcher Herkunft sie sind, welchen Glauben sie haben, und unabhängig davon, welchen gesellschaftlichen Status sie haben. Mir ist es wichtig, dass alle Menschen die gleichen Zugangsmöglichkeiten haben zu Bildung, zu Arbeit, zu Wohnungen; dass es keine Armut gibt, dass die Schere zwischen Arm und Reich nicht noch weiter auseinandergeht; dass jeder Mensch eine Perspektive hat für sein Leben.

Den Linken um Wagenknecht wird vorgeworfen, dass Sie in einer Sammlungsbewegung Menschen zu einigen versuchten, während in ihrer eigenen Partei Uneinigkeit herrsche. Wie sehen Sie das?

Es ist völlig normal, dass es in einer Partei unterschiedliche Ansichten gibt und dass man Debatten führt, auch über strategische Fragen, über die Frage, wo man Akzente setzt. Der Gedanke der Sammlungsbewegung ist ja, dass man Menschen, die ähnliche Anliegen haben - bezahlbarer Wohnraum, sichere Arbeitsplätze, eine Politik, die auf Verständigung ausgerichtet ist und gegen Aufrüstung - dass man die zusammenbringt. Und dass man gemeinsam agiert, über Parteigrenzen hinweg. Ich glaube, dass es notwendig ist in der jetzigen Zeit, dort, wo es thematisch Überschneidungen gibt, auch überparteilich zu arbeiten und Menschen, die mit Parteien nichts am Hut haben, die Möglichkeit gibt, sich einzubringen.

Sie sagen, "über Parteigrenzen hinweg": Als Sie Ihr Wahlkreisbüro in Geretsried eröffneten, hielt Bürgermeister Michael Müller, der der CSU angehört, eine Rede. Passen Sie beide politisch zusammen?

Also, wir sind in unterschiedlichen Parteien, und von daher haben wir wahrscheinlich unterschiedliche politische Grundeinstellungen, was nicht bedeutet, dass es nicht an einzelnen Punkten durchaus auch Überschneidungen gibt.

Zum Beispiel?

Bei Verkehrsthemen. Stichwort S-Bahn: Ich habe genauso ein Interesse daran wie der Bürgermeister, dass wir eine Anbindung bekommen in Geretsried, dass das Angebot attraktiv ist und wir dadurch den individuellen motorisierten Verkehr von Pendlern eindämmen können. Wir brauchen einfach andere Mobilitätskonzepte, und der ÖPNV ist ein Teil davon.

Man wird in Geretsried schwerlich jemanden finden, der nicht für die S-Bahn wäre. Gibt es andere Überschneidungen? Soziales? Flüchtlinge?

Auch der Bürgermeister hat, wie ich es sehe, ein Interesse, den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Stadt und die Verständigung zu fördern.

Welche Ihrer Ansicht nach "linken" Projekte würden Sie gern im Landkreis verwirklicht sehen?

Was wir auf jeden Fall brauchen, ist eine Stärkung des sozialen Wohnungsbaus, weil mehr Sozialwohnungen aus der Bindung gefallen sind, als neue erstellt wurden.

Kommunalpolitiker könnten einwenden, da habe der Bund versagt.

Da hätten die Kommunalpolitiker nicht Unrecht. Gleichzeitig ist es natürlich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wenn es darum geht, Wohnungen bezahlbar zu machen, muss man sich auch als Kommune Gedanken machen. Kommunen brauchen Grundstücke in ihrem Besitz, die genutzt werden können, um günstig Wohnraum zu schaffen, statt sie an Privat zu verkaufen.

Wen aus Ihrem Wahlkreis würden Sie gern hinter der "Aufstehen"-Fahne mit versammelt sehen?

Ich würde mich freuen, wenn wir den früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Klaus Barthel aus Kochel gewinnen würden.

© SZ vom 09.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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