Projekt der Uniper-Kraftwerke:Neuer Strom

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Künstlicher Seitenarm: Der neue Auenbach soll die Fische lenken. (Foto: oh)

Ein eigens angelegter Auenbach soll die Fische künftig am Ickinger Wehr vorbeileiten

Von Claudia Koestler, Icking/Egling

Noch steht eine letzte Genehmigung aus. Doch Theodoros Reumschüssel, Pressesprecher der Uniper Kraftwerke (vormals Eon) in der Abteilung Wasserkraft, ist guter Dinge, dass sie in den kommenden Tagen von der Unteren Naturschutzbehörde ausgestellt wird. Ende Juni, so hofft er, kann dann ein Projekt offiziell eingeweiht und genutzt werden, das er "einen doppelten Gewinn für die Umwelt" nennt: ein rund 1,4 Kilometer langer, neu angelegter Auenbach - und die Erhöhung der Wassermenge am Ickinger Wehr zur verbesserten Stromproduktion.

Ursprünglich hatte der Stromkonzern geplant, am Ickinger Wehr, das trotz seines Namens auf Eglinger Flur liegt, ein so genanntes Restwasserkraftwerk zu errichten, um mehr regenerativen Strom produzieren zu können. Doch ein solches Restwasserkraftwerk hätte dort möglicherweise zu Verwirbelungen führen und der Fischpopulation in der Isar schaden können, kritisierten Umweltschützer, Gemeinderäte, Fischer und die Vereinigung Isar-Allianz . Der Konzern zog den Antrag zurück und plante stattdessen um: Durch die vermehrte Ableitung von Wasser in den Mühltalkanal sollte die Produktion am Mühltalkraftwerk erhöht werden. Als ökologischer Ausgleich und Fischaufstiegshilfe sollte die Anlage eines Auenbachs am Ickinger Wehr dienen. "Damit entstehen für diverse Wasserlebewesen neue Lebens- und Rückzugsräume sowie eine verbesserte Bewässerung des Auwalds", sagt Reumschüssel. Mit dieser Entscheidung sei sowohl der Fischerei wie dem Umweltschutz Rechnung getragen worden, erklärt Klaus Engels, Leiter der Wasserkraft Deutschland. Und auch die Ökologie gewinne zweimal: "Durch den neuen Auenbach, der das Hinterland bewässert, und die zusätzliche klimafreundliche Stromerzeugung aus Wasserkraft im Kraftwerk Mühltal."

Eon respektive Uniper betreibt das Ickinger Wehr auf Eglinger Flur seit 1995 und leitete dort bislang 80 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in den Mühltalkanal ab. Im Kraftwerk Mühltal erzeugte dieses Wasser bislang im Jahresdurchschnitt etwa 75 Millionen Kilowattstunden regenerativen Strom. "Diese Menge ist ausreichend, um über 24 000 Haushalte für ein Jahr mit Strom zu versorgen", erklärt Reumschüssel. Doch der Mühltalkanal und das Mühltalkraftwerk sind technisch sogar in der Lage, bis zu 90 Kubikmeter pro Sekunde zu transportieren und somit für die Energieerzeugung zu nutzen. Diese Kapazität soll nun von Juli an voll ausgeschöpft werden.

Die zusätzlichen zehn Kubikmeter Wasser pro Sekunde werden am Ickinger Wehr jedoch nur dann abgeleitet, wenn genügend Wasser in der Isar verbleibt, wie Reumschüssel betont. "Die festgeschriebene Restwassermenge von durchschnittlich 15 Kubikmeter Wasser in der Isar wird beibehalten", erklärt er. Die Restwassermenge hänge von der jeweiligen Jahreszeit ab und liege zwischen 13 und 17 Kubikmetern pro Sekunde. An voraussichtlich 70 bis 80 Tagen im Jahr könnten zusätzliche zehn Kubikmeter Wasser pro Sekunde in den Kanal umgeleitet werden.

Am 20. Oktober des vergangenen Jahres hatte Eon schließlich mit den Umbauarbeiten am Ickinger Wehr begonnen, insbesondere mit Rodungen am flussabwärts betrachtet linken Ufer. Der nun angelegte Auenbach beginnt etwa 150 Meter oberhalb des Wehrs und mündet schließlich etwa 900 Meter unterhalb wieder in die Isar. Der Bach ist rund 75 Zentimeter tief und soll vor allem den Fischen ermöglichen, frei zwischen Isar und Auenbach ein- und auszuwandern. Die Wasserbau-Ingenieure haben laut Reumschüssel das Bachbett nur grob vorgegeben. Auf sogenannte sohlstabilisierende Maßnahmen wie zum Beispiel die Befestigung der Gewässersohle und der Uferböschung sowie Abdichtungsmaßnahmen wurde bewusst verzichtet. "Nur die Bereiche des Einlaufbauwerks und der Wegkreuzungen werden aus Gründen der Anlagensicherheit mit einer Stahlbetonkonstruktion und Durchlässen aus Wellstahlrohren hergestellt", erklärt der Pressesprecher.

Zwei Kubikmeter Isarwasser werden künftig im Durchschnitt pro Sekunde durch den Auenbach fließen und den Fischen so den Weg signalisieren. Bis sich allerdings das Bachbett gefestigt hat und sich auch die Fische sich an den neuen Bachverlauf gewöhnt haben, wird mit einer erhöhten Wassermenge von bis zu vier Kubikmeter pro Sekunde gearbeitet, sagt Reumschüssel. Die bislang am Ickinger Wehr verbaute Fischaufstiegstreppe bleibe trotz des neuen Auenbachs bestehen. "Sie ist funktionstüchtig und wird gut angenommen", weiß der Pressesprecher. Sie bleibe deshalb künftig "ein Zusatzangebot".

© SZ vom 20.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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