Netto schließt im November:Icking bald ohne Nahversorger

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Die Hausbesitzer zeigen sich von der anhaltenden Debatte genervt und wollen das Geschäft nun doch nicht ausbauen. Bürgermeisterin Menrad kritisiert die Gegner der Supermarkt-Erweiterung.

Isabel Meixner

Die Gemeinde Icking verliert ihren einzigen Supermarkt. Die Eigentümer, das Ehepaar Suckfüll, wollen das Geschäft an der B 11 doch nicht ausbauen und haben bei der Gemeinde beantragt, von der Änderung des Bebauungsplans abzusehen. "Es gab einen beträchtlichen Widerstand gegen das Projekt. Dem beugen wir uns", sagte Melani Suckfüll auf SZ-Nachfrage. Der Discounter Netto hat mittlerweile endgültig erklärt, seinen am 19. November auslaufenden Pachtvertrag nicht zu verlängern.

Wie lange Icking ohne Supermarkt auskommen muss, konnte Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) bei einem Pressegespräch am Freitag nicht sagen. Sie bedauerte die Entscheidung der Eigentümer: "Hier wurde auf dem Altar der - nennen wir es Dorfverschönerung an der B 11 - das bestehende Angebot für eine längerfristige Nahversorgung geopfert." Einige Gemeinderäte hätten die demokratische Entscheidung, das Gebäude Richtung Norden und zur B 11 hin zu vergrößern sowie ein Parkdeck zu errichten, nicht akzeptiert und eine "Neiddebatte" entfacht: "Wir haben es hier nicht mit einem anonymen Investor zu tun, sondern mit Menschen, und die Angriffe, die hier im Raum stehen, haben nun Folgen."

Melani Suckfüll zeigte sich enttäuscht über den Verlauf der Diskussion und beklagte fehlende Rückendeckung von Seiten der Lokalpolitik: "Der Ausbau des Supermarkts ist ein großes Projekt, das geht nur mit dem Gemeinderat zusammen." Sie sei mehrmals an dem Punkt gewesen, ihre Pläne nicht mehr weiterzuverfolgen. Einmal habe sie bereits mit dem Schreiben auf Zurückstellung des Antrags bei der Bürgermeisterin gestanden. Ihr Entschluss sei endgültig. "Wir wollen der Gemeinde nichts aufdrücken, was sie nicht will."

Die Gemeinderäte hatte Menrad in einem Informationsgespräch am Donnerstagabend von der neuen Entwicklung in Kenntnis gesetzt. Andrea Huss (Grüne), die sich stets für Alternativen zu der geplanten Erweiterung ausgesprochen hatte, bedauerte die Dialoglosigkeit zwischen den streitenden Parteien: Sie habe den Eigentümern Vorschläge gemacht, die diese sich überlegen wollten - und nun schalteten Suckfülls "von 100 auf null Prozent runter". Huss zeigte sich optimistisch, eine geeignete Lösung für Icking zu finden - auch wenn diese Zeit brauche und in der Zwischenzeit ein Supermarkt in Icking fehle: "Ich habe nicht das Gefühl, dass es in Icking dann keine Semmeln mehr gibt. Wir haben die zwei Rathausläden, und Wolfratshausen und Ebenhausen sind nicht weit."

Was in den jetzigen Supermarkt hineinkommen wird, ist laut Melani Suckfüll offen: "Wir eruieren viele Dinge. Wir hoffen, etwas zu finden, das zu Icking passt." Zuletzt hatten die Eigentümer eine Annonce für ein Ärztehaus geschaltet. Mit Netto laufen derzeit Gespräche, das Mietverhältnis über die Wintermonate zu verlängern.

Spätestens im Frühjahr werde die Gemeinde ohne Nahversorger dastehen, sagt Menrad: "Hier wurde mit hohem Einsatz gepokert, aber man hatte eigentlich nichts auf der Hand."

© SZ vom 12.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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