Nach Problemen mit Kühlanlage:Icking ohne Supermarkt

Lesezeit: 2 min

Die Netto-Filiale schließt wegen Problemen mit der Kühlanlage, Mitarbeiter räumen alle Waren aus den Regalen. Die Schließung soll nur vorübergehend sein, doch das glauben die Bürger nicht.

Isabel Meixner

Der gelbe Zettel, der an der Eingangstür des Netto-Supermarkts hängt, verheißt nichts Gutes: "Aufgrund technischer Probleme wird die Filiale vorübergehend geschlossen", steht dort. Das Wort "vorübergehend" nahmen viele Ickinger am gestrigen Mittwoch jedoch nicht wahr. Sie befürchten: Das war's mit dem Netto in Icking. Wegen Problemen mit der Kühlanlage ist der Markt derzeit geschlossen; wie lange, ist derzeit offen. Eine Verantwortliche des Discounters wollte im Gespräch mit Melani Suckfüll, der Eigentümerin des Gebäudes an der Mittenwalder Straße, nicht ausschließen, dass die Filiale gar nicht mehr geöffnet werde. Der Vertrag laufe zwar noch bis Ende April 2013, doch habe sich Netto nicht verpflichtet, den Laden auch zu betreiben, sagte Suckfüll.

"Das ist das Ende vom Lied", vermuten viele Ickinger, die gestern versuchten, bei Netto einzukaufen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Offenbar hatte Netto schon seit längerem Probleme mit der Kühlanlage. Einige Kunden berichten, dass seit drei bis vier Wochen immer weniger Frischwaren im Kühlregal vorhanden waren, außerdem sei das Sortiment nur noch sporadisch aufgefüllt worden. Einige wähnten darin untrügliche Anzeichen für einen überraschenden Rückzug Nettos aus Icking. Am Dienstagabend habe ein Techniker beschlossen, dass die technischen Probleme zu groß seien und die Filiale geschlossen werden müsse, sagte Gebietsverkaufsleiter Sebastian Förtsch.

Am Mittwoch waren die Mitarbeiter damit beschäftigt, alle Waren aus den Regalen zu räumen und in die umliegenden Filialen zu bringen. Dann steht der Laden leer - ein schlechtes Omen? Bürgermeisterin Margit Menrad übt sich in Zuversicht: "Ich möchte den Teufel nicht an die Wand malen. Ich hoffe noch." Darauf zum Beispiel, dass der Discounter sich in einer anderen Filiale ein neues Kühlregal zulegt und das alte nach Icking bringt.

Würde der Laden tatsächlich geschlossen bleiben, wäre Icking "sehr, sehr lange ohne Nahversorger", gibt die Bürgermeisterin zu bedenken, denn noch sei kein Bauantrag im Landratsamt eingegangen. Die Änderung des Bebauungsplans, die dem Eigentümer eine Vergrößerung der Verkaufsfläche von 380 auf 620 Quadratmeter und den Bau eines zweistöckigen Parkdecks erlaubt, werde demnächst ein zweites Mal öffentlich ausgelegt, über die Einwände beratet der Gemeinderat in seiner September-Sitzung nochmals. Der Laden darf erst erweitert werden, wenn grundbuchrechtlich abgesichert ist, dass das Erdgeschoss in den kommenden 15 Jahren nur an einen Nahverversorger vermietet wird.

Dass noch einmal in eine neue Kühlanlage investiert werde, bezweifelt Vermieterin Melani Suckfüll: "Die Kosten dafür sind erheblich. Ich weiß nicht, ob sich das noch lohnt." Als sie den Mietvertrag mit Netto diesen Mai um ein halbes Jahr verlängerte, sei sie davon ausgegangen, dass der Laden bis zu diesem Zeitpunkt betrieben werde. Georg Linsinger, der am Mittwoch einkaufen wollte und wie viele andere Kunden vor verschlossenen Türen stand, vermutet: "Das ist das Ende vom Lied."

Auch Gemeinderat Stephan Burlein zeigte sich skeptisch ob der Zukunft des Netto-Marktes: "Mich würde es nicht wundern, wenn sie so hoppla-hopp zu machen." In den vergangenen Wochen sei die Kühltheke nur zu einem Viertel gefüllt gewesen. Die jetzige Situation könnte zum Dauerzustand werden, sollte der Supermarkt-Betreiber Tengelmann, der bisher an einem auf 15 Jahre währenden Kontrakt interessiert war, abspringen. "Da kriegen die Leute einen Vorgeschmack darauf, wie es ohne Supermarkt ist", sagte Burlein.

© SZ vom 26.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: