Musiker Max.bab:"Mit großem Ohr"

Lesezeit: 3 min

Andi Haberl ist ein Ausnahme-Schlagzeuger - feinfühlig, dynamisch, kreativ. Nun kommt er mit seinem neuesten Projekt in die alte Heimat zurück

Interview von Cornelius Zange

Im Geltinger "Hinterhalt" ist Andi Haberl bekannt geworden, als Schlagzeuger der Formation Max.bab. Mittlerweile hat der Musiker, der in Holzhausen aufgewachsen ist, bei John Hollenbeck am Jazz Institute Berlin studiert und ist Mitglied in nicht weniger als sechs Bands. Am Montag, 11. Mai, kommt er mit seinem neuesten Projekt, der Lea W. Frey Band, zu einer Stippvisite in die Heimat zurück.

SZ: Herr Haberl, werden Sie inzwischen auf der Straße von Fans erkannt?

Andi Haberl: Nein, ich werde höchstens Mal nach einem Konzert angesprochen.

Muss man heutzutage in sechs verschiedenen Projekten sein, um von der Musik leben zu können?

Also ich schon. Manche Musiker unterrichten auch. Aber ich bin lieber mit Bands unterwegs und spiele.

Was ist für Sie schön am Unterwegssein? Was nicht?

Am meisten und am weitesten bin ich mit Notwist unterwegs. Es ist schön, dass man verschiedene Städte und viele unterschiedliche Leute kennenlernt. Außerdem spiele ich einfach sehr gerne Musik. Auf Tour fallen die Proben weg, dafür spielt man jeden Abend ein Konzert. Manchmal ist das schon anstrengend, man muss auf sich achten. Zum Beispiel hatten wir mit Notwist einen Bus, mit dem wir immer nachts gefahren sind. In der Zeit habe ich schlecht geschlafen. Dazu kommt, dass man die ganze Zeit mit den selben Leuten auskommen muss. Wobei ich mich nicht beschweren kann: Die Leute, mit denen ich arbeite, sind alle sehr nett.

Jetzt spielen Sie mit Lea Frey in Gelting. Hat das etwas von Heimkommen?

Auf jeden Fall. Den Termin im "Hinterhalt" wurde auch auf meine Initiative eingeschoben. Wenn ich hier bin, gehe ich gerne in die Natur, fahre an den Starnberger See oder an die Isar. Oder ich gehe hoch zur Kirche nach Holzhausen, weil man dort einen tollen Ausblick hat.

Die Lea W. Frey Band hat bereits zwei Alben ohne Schlagzeuger aufgenommen. Wie sind Sie zu dem Projekt gekommen?

"Berlin Goodbye. . ." wollen Sängerin Lea W. Frey, Peter Meyer (Gitarre), Bernhard Meyer (Bass) und Andi Haberl (Schlagzeug) das Album nennen, das sie im Sommer einspielen werden. (Foto: Privat)

Bei der Hochzeit eines gemeinsamen Freundes haben wir zum ersten Mal zusammen gespielt. Wir fanden, dass es gut passte und haben weitergemacht. Das dritte Album wollen wir dann mit Schlagzeug im Sommer aufnehmen.

Was erwartet das Publikum im "Hinterhalt"?

Die Reaktionen sind durchweg positiv: Die Musik sei eine tolle Mischung, und Lea Frey hat eine schöne Stimme. Auch wenn die Musik teils sehr leise ist, finde ich sie spannend. Wir sind alle feinfühlige Musiker, die mit großem Ohr aufeinander eingehen. Das Gerüst der Stücke steht, aber es gibt viel Raum, um musikalisch frei zu spielen. Durch ihre hohe Intensität und Dynamik hat die Musik etwas von einer Klangwolke, die einen mitreißt.

Mit wem würden Sie gerne einmal zusammen spielen?

Mit Bill Frisell, der kann mit wenigen Tönen die tollsten Geschichten erzählen. Und mit Pharaoh Sanders zu spielen, würde mich musikalisch einfach glücklich machen. Ich liebe den Spirit, die Stimmung seiner Musik. Außerdem würde ich gerne noch einmal mit Kurt Rosenwinkel arbeiten. Er hat wie Frisell als Gitarrist eine ganz eigene Sprache kreiert. Er ist sehr virtuos, aber auf eine gute, musikalische Art.

Hat sich denn schon der ein oder andere Ihrer Teenagerträume erfüllt?

Als Teenager hab ich viel Passport gehört und mich natürlich voll gefreut, als ich die Möglichkeit hatte, dort für einige Konzerte auszuhelfen. Genauso bei Till Brönner. Und bei Notwist zu sein, war natürlich auch ein Traum.

Mit 14 haben Sie zum ersten Mal im "Hinterhalt" gespielt. Leute, die Sie damals gesehen haben, erzählen, dass Ihr Spiel schon damals unglaublich gegroovt hat. Was glauben Sie, macht Sie als Schlagzeuger besonders?

Andi Haberl ist in der Region vor allem durch Max.bab bekannt. (Foto: privat)

Ich bilde mir ein, mich gut in den Groove reinversetzen zu können. Außerdem spiele ich sehr leidenschaftlich, kann sehr leise spielen, ohne an Dynamik zu verlieren, und höre anderen Musikern aufmerksam zu. Dazugekommen ist, dass ich ein Ohr für Improvisation entwickelt habe, das ich damals so sicher noch nicht hatte.

Was würden Sie jungen Nachwuchsmusikern raten?

Man sollte sich möglichst viel unterschiedliche Musik anhören, bescheiden und offen sein und nach seinem Gefühl und Herzen gehen.

Montag, 11. Mai, "Hinterhalt", Leitenstraße 40, Gelting, 11 Euro, Reservierung Tel. 08171/238104

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: