Mitten in Wolfratshausen:Willkommen in der Loriot-Welt

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Stöckinger, Zuckinger - bei diesen Namen kann es ja heiter werden

Kolumne von Florian Zick

Man muss sich das so vorstellen: Da betritt neulich eine Frau eine Bäckerei an der Wolfratshauser Marktstraße. Man selbst ist gerade dabei, sich aus der üppigen Auslage zwei Semmeln für die Mittagspause herauszusuchen. Da beginnt an der Eingangstür sich ein faszinierender Dialog zu entwickeln. Stöckinger sei der Name, sagt die Frau. Sie habe tags zuvor telefonisch einen Striezel vorbestellt. Die emsige Verkäuferin hinter dem Tresen eilt umgehend in den Lagerraum, kommt kurze Zeit später aber mit fragendem Gesicht zurück. Auf Stöckinger habe sie nichts, sagt sie, nur auf Flöckinger. Ach, sagt Frau Stöckinger, das mache nichts, das müsse es sein, das passiere ihr schließlich öfter. Stöckinger, Flöckinger, Zuckinger - es höre sich halt einfach alles ziemlich ähnlich an.

Man selbst war gerade dabei, zwischen einem Tomaten-Mozzarella-Baguette und einem vegetarischen Brot mit Rote-Bete-Aufstrich abzuwägen, da wird man - ausgelöst durch dieses Gespräch - unweigerlich in so eine Art verrückte Loriot-Welt geschleudert, in der alle Menschen nur Stöckinger, Flöckinger und Zuckinger heißen. Den Fernsehkommissar Stockinger würde man dort ganz bestimmt treffen, den Kinocharakter Flötzinger und auch die recht unbekannte Romanfigur Pratzinger.

In dieser Wolfratshauser Loriot-Welt würden die Leute durch die Straßen laufen und sich fortwährend freundlich auf Bairisch grüßen: "Griaß di, Pratzinger, wie geht's da denn so?" "Mei, guat, Flötzinger. Aber schau, da kommt da Stockinger. Servus, Stockinger! Habe die Ehre." Die ganzen Stöckingers und Flöckingers würden viel Zeit miteinander verbringen, vielleicht würden sie sogar zusammen zum Zahnarzt gehen, zum Kolbinger (den gibt es wirklich). Nur in der Bäckerei: Da würde niemand mehr bekommen, was er eigentlich bestellt hat. Der Flötzinger bekäme den Striezel vom Stockinger und der Stockinger das Bauernbrot vom Pratzinger. Die Namen klingen einfach alle zu ähnlich.

© SZ vom 29.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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