Ob elektronisch im Mobiltelefon oder analog als Buch oder Tischaufsteller: Für viele Menschen ist ein Kalender ein unentbehrlicher Alltagsbegleiter. Gelegentlich Freund, öfter Feind in einem straff durchorganisierten Dasein. Im konkreten Falle war es eine Loseblattsammlung, die das Leben klar bestimmte, schwarz auf Weiß vorgab, wann man Zeit hatte und wann eben nicht. Jetzt aber hieß es Abschied nehmen, der Kalender 2016 ist entsorgt. Vollgeschrieben, Tag für Tag. Die Blätter waren Dokument der Hetze, des Getriebenseins, der Rastlosigkeit.
Die Suche nach einem neuen Kalender wiederum war voller Möglichkeiten. Das Angebot im Buch- und Schreibwarenhandel reicht von Miniaturen bis zu segeltuchgroßen Exemplaren mit Kunst oder Fotos. Auch bei den Themen herrscht Vielfalt: Da gibt es Druckwerke mit Katzen beim Yoga, Bienen beim Ballspiel, Katzen, die Nietzsche lesen oder Beethoven spielen. Wie gut, dass es eben auch noch das ganz normale Kalender-Ringbuch für den Arbeitsgebrauch gibt, nüchtern und mit viel Platz für Termine und kurze Hinweise. Und dessen neue Blätter liegen nun vor einem. Bislang ist man vor lauter Hektik und Jahresanfangsstress nämlich noch gar nicht dazu gekommen, irgendetwas in den ersten Tagen und Wochen des Jahres einzutragen. Das Ergebnis: Noch ganz weiß, ganz leer, ganz verführerisch liegen die Blätter da.
Wow, Zeit! Beim Anblick der Seiten erwacht die Fantasie aus dem Winterschlaf, Bilder endloser Reisen und Treffen kreisen im Kopf. Man ist nicht am Schreibtisch. Man ist irgendwo. Minutenlang, in Zeit und Raum schwebend ob der Möglichkeiten, die sich aufgrund der unbeschriebenen Kalenderblätter auftun. Ein kurzer Moment des Glücks, der offenen Türen. Bis, ja bis die nette Kollegin ins Zimmer tritt. Es ist jene mit den Terminen und Dienstplänen.