Mitten in Wolfratshausen:Von Schwänen und Schauläufern

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Wer einem beim Weißbier an der Loisach so alles begegnet: Es wird Zeit für die erste Frühjahrsreportage

Von Wolfgang Schäl

Nachdem dieser trügerische, unterschwellig kalte März nun endlich vorbei ist, scheint es an der Zeit zu sein, an dieser Stelle die aktuelle Frühjahrsreportage 2017 einzublenden. Es ist nämlich so, dass sich die Leute nicht mehr ganz so warm anziehen, ja überhaupt wieder aus dem Haus gehen und aufs Allererfreulichste am Loisachufer entlang flanieren, stöckeln, humpeln, schlurfen und joggen, manche schleppen sich auch am Gehwägelchen am Garten der Flößereigaststätte vorbei, wo wir, als Heimatkorrespondent mit einem Glas Weißbier getarnt, Posten bezogen haben. Soll sich ja niemand beobachtet fühlen.

Nun müssen wir zunächst einmal kritisch feststellen, dass sich die Schwäne am Fluss heuer explosionsartig vermehrt haben, ihrer acht sind es schon zwischen Johannisbrücke und Loisachsteg, was uns zu der Frage veranlasst, ob da nicht schon von einer Schwanenplage die Rede sein muss. Acht Schwäne auf 300 Metern? Ist da womöglich ein Fütterungsverbot angesagt? Wir überlassen das den Fachbehörden und lenken den Blick auf zwei junge Männer, die sich auf den neuen, betonierten Sitzgelegenheiten am Ufer an einer Wasserpfeife bei überaus vernehmlichen Rap-Gesängen gütlich tun. Bevor wir darüber nachdenken können, ob das drogenpolitisch korrekt ist, kommt ein junger Mann mit knallroter Baseballmütze des Wegs, danach scheibt eine junge Dame mit Kopftuch, Minirock und sichtbarem Babybauch-Ansatz einen Kinderwagen vor sich her. Wolfratshausen stirbt vermutlich noch nicht so bald aus.

An der angenehm warmen Hausmauer der Flößerei hat sich ein Seniorenpaar niedergelassen, das sich schweigend in seine Smartphones vertieft, geradezu als wäre es fünfzig Jahre jünger. Zwei Mädchen versuchen sich mit ganz überdimensionalen, fast wie Fahrwerke wirkenden Rollerblades, ein Minipinscher und ein richtiger Hund, die weder von der Größe noch von der Machart zusammenpassen, beschnuppern sich höchst indiskret. Von der Feuerwache her ertönen Sirenenklänge, irgendwo brennt und scheppert es ja immer, und auf der anderen Seite der Loisach versinkt die Sonne hinterm Bergwald. Das wären so die ersten Eindrücke, die wir gern weitergeben, Fortsetzung folgt. Sobald das nächste Weißbier geliefert wird.

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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