Als Journalist ist man ja von Natur aus eher selten sprachlos. Es sei denn, ein Termin entpuppt sich doch mal als Sternstunde, natürlich. Diesmal aber gab es kein Entkommen: Erkältung, Husten, Stimme weg, für Tage herrschte Schweigen im Walde. Dabei fing es noch ganz harmlos an, mit einem leichten Kratzen im Hals. Doch dann kamen Halsschmerzen dazu, und jener hartnäckige Husten, der in der Redaktion und auf Terminen gerade die Runde macht. Und schon war sie weg, die Stimme, jeglicher Salbeibonbonlutscherei zum Trotz.
Da saß man also, und war stumm. Und es wurde einem richtig bewusst, wie viel man sonst den ganzen über Tag verbal so von sich gibt. Es müssen ja nicht immer schlaue Reden sein. Aber allein der Smalltalk leidet doch sehr, wenn einer permanent die Klappe hält. Auch das Telefonieren oder das Bedürfnis, zu jeder Gelegenheit Kommentare abzugeben, was Hand in Hand mit der langjährigen Sozialisierung in Zeitungskreisen einher geht, war schlagartig nicht mehr drin. Und wie ruft man jemanden, wenn man nicht rufen kann? Ganz einfach, könnte man denken: Fingerschnipsen. Davor sei allerdings gewarnt: Das könnte bei Kollegen nicht so gut ankommen, ebenso wenig wie beim Chef.
Doch im Vertrauen: Nach ein, zwei Tagen waren die schlimmsten Entzugserscheinungen durch. Man fühlte sich nicht mehr so oft angesprochen, mischte sich nicht mehr in alles ein, gab nicht zu allem seinen Senf dazu. Es gibt auch ein Leben in der Sprachlosigkeit. Kopf hoch also, liebe Kollegen, die es jetzt noch erwischen sollte. Man kann ja immer noch schreiben!