Mitten in Wolfratshausen:So ein Käse

Wenn man sich in der Frühe nicht beeilt, muss man eben später mit der Brotzeit kämpfen

Von Claudia Koestler

Der Mensch, er lernt nicht aus. Auch wenn es manchmal mit Pein verbunden ist. Da hat man sich Zuhause also wieder nicht ordentlich vorbereit - kein Mittagessen vorgekocht, keine Semmel geschmiert, nicht einmal die Notration an Energieriegeln eingepackt. Vielleicht war es das Wasser, das so lange brauchte, bis es in erträglicher Temperatur aus dem Duschkopf kam, während man frierend von einem Bein auf's andere hüpfte. Oder es lag am Kaffee, der seinen Kickstart in den Morgen ungewöhnlich lange verzögerte. Wie auch immer, Wolfratshausens Innenstadt ist schließlich gesegnet mit reichlich Bäckereien und Cafés, die Backwaren für den kleinen und größeren Hunger anbieten. Problem gebannt!

Oder auch nicht. Steht man erst einmal in der Backfiliale seiner Wahl, offenbart sich nämlich die ganze Konsequenz des frühmorgendlichen Missmanagements in Sachen Zeit. Da liegen sie, die geschmierten Brötchen und Baguettes, angeboten in der Schnitt-Klapp-Technik. Das heißt: Das Backwerk ist zu zwei Dritteln aufgeschnitten. So zur Klapptasche mutiert, quetschen sich meist ein Blatt grüner, sich kräuselnder Salat, darüber eine Behauptung von Belag, stets mit Käse kaschiert, und dann die Krönung in Form einer Gurken- und Tomatenscheibe.

Wahrscheinlich als Deko gemeint, sind diese Kombinationen allerdings eher ein chemisches Experiment für die Hosentasche: Wie lange dauert es, bis sich das gelbe Milchprodukt unter dem holländischem Treibhausgemüse in eine schmierig-blasse Pampe verwandelt hat und herausquillt? Im konkreten Falle: genauso lange wie der Weg bis zum Schreibtisch. Serviette bitte. Schnell!

Die Lektion ist jedenfalls gelernt: Morgen wird wieder früher aufgestanden. Oder sich in Verzicht geübt.

© SZ vom 20.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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