Mitten in Wolfratshausen:Rakete auf vier Rädern

Manchmal ist es schon seltsam, was für Vehikel unterwegs sind

Von Benjamin Engel

Es gibt Autofahrer-Typen, denen möchte kein anderer Verkehrsteilnehmer gern begegnen. Denn so mancher Besitzer eines PS-starken Boliden scheint sich für den König der Straße zu halten. Im Straßenraum wähnt er sein natürliches Habitat. Wehe, irgendjemand wagt ihn darin zu stören. Aufblinken ist da noch die harmloseste Reaktion. Der Drängler rückt dem vorausfahrenen Fahrzeug bis auf wenige Zentimeter an die Stoßstange heran. Der Raser neigt selbst an unübersichtlichen Stellen zu waghalsigen Überholmanövern. Und Fahrradfahrer gelten von vornherein als unebenbürtige, da viel zu langsame Verkehrsteilnehmer. Überlassen also alle den Dränglern und Rasern kampflos Straßen und Autobahnen?

Eines hilft vielleicht doch: der Überraschungseffekt. Morgens um 9.30 Uhr will ein Autofahrer vom Wolfratshauser Autobahnzubringer in die Äußere Beuerberger Straße einbiegen. Da rast plötzlich ein raketengleiches Geschoss heran. Ehe sich's der Automobiler versieht, ist das windschnittige Gefährt Richtung Wolfratshausen entschwunden. Die schlanke orangefarbene Verkleidung hat nur ein kleines Plexiglasfenster zum Hinausschauen. Was das ist? Die zwei Räder vorne und hinten deuten auf ein Liegefahrrad hin. Das Design lässt eher an eine Rakete denken. Und so schnell fährt es auch. Die Tachonadel zeigt Tempo 50 und trotzdem kann der Autofahrer das mysteriöse Vehikel nicht mehr einholen.

Sage noch einer, die Radfahrer seien die schwächeren Verkehrsteilnehmer. Man wüsste nur gern, ob es diese orangefarbene Radl-Rakete in Serie gibt.

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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