Mitten in Wolfratshausen:Ohne Punsch und Plätzchen

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Der Winter ist noch nicht vorbei, doch die süßen Zutaten der Weihnachtszeit fehlen. Das ist hart

Kolumne von Konstantin Kaip

Dass es jetzt ernst ist, gehört zu den Erkenntnissen des fortgeschrittenen Januars. Zwar leuchten abends noch die Sterne über der Wolfratshauser Marktstraße, an der auch noch der große Christbaum bis Lichtmess am 2. Februar stehen wird. Aber die weihnachtlichen Relikte wirken Wochen nach dem Fest doch eher als Mahnmale, die einem vor Augen führen, dass der feierliche Winter, in dem der Schnee und die Augen der Menschen abends glitzerten, nun endgültig vorbei ist. Das neue Jahr hat längst angefangen, der Arbeitsalltag hat einen wieder, für Besinnlichkeit ist im vollen Terminkalender kein Platz mehr.

Dabei fallen immer wieder doch beachtliche Schneemassen vom Himmel, die im Dezember von Stimmungsliebhabern schmerzlich vermisst wurden. Aber das gehört eben zum Hohn des Winters, der sich nun merklich in die Länge zieht. Genau wie die Tatsache, dass es nirgends einen Glühwein gibt, an dem man seine Hände und sein Gemüt erwärmen könnte, während man mit Freunden oder Kollegen an einer Bude gemütlich zusammensteht. Anfang Januar gab es die heißen Tassen zwar ausnahmsweise noch ein paar Tage lang an der Eislaufbahn in Wolfratshausen. Nun aber ist endgültig Schluss. Die matschigen Straßen und Plätze sollen möglichst schnell überquert werden, um von Innenraum A zu Innenraum B zu gelangen. Buden mit Bechern warmen Punsches, die die Aufenthaltsqualität verbessern und so den Spätwinter für manchen erträglicher gestalten würden, gibt es nirgends. Heimelig ist die kalte Jahreszeit eben nur vor dem Jahreswechsel. Im neuen Jahr ist sie kalt und nüchtern.

Warum man im zähen langen Winter von Januar an ohne Glühwein auskommen muss, ist ein Rätsel, das traditionell zur kalten Jahreszeit gehört. Das Heißgetränk mit oder ohne Schuss ist offenbar nur in der Adventszeit gestattet, wie Plätzchen oder Schokoladennikoläuse. Vielleicht steht auch ein Schaden für die allgemeine Arbeitsmoral zu befürchten, wenn die Menschen nach Dezember abends noch gemütlich schlürfend auf der Straße stehen. Allen, die das gerne täten, bleibt als Trost nur der Gedanke an den Sommer - wenn die Biergärten wieder so warm sind, dass man sich nach einem kalten Getränk sehnt.

© SZ vom 24.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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