Mitten in Wolfratshausen:Lieber Herr Redaktion

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Die Zukunft ist schon da - zumindest im Posteingang

Von Claudia Koestler

Und jetzt alle mal mitsingen bei diesem Bob Dylan-Klassiker: "The battle outside ragin'/ Will soon shake your windows and rattle your walls/ For the times they are a-changin'". In der Tat, die Zeiten ändern sich rapide. Nicht mehr lange, dann liefern Drohnen Päckchen aus, die hoffentlich noch ein Nachbar aus Fleisch und Blut für einen vom Dach klaubt. Auf Bayerns Autobahnen testet Alexander Dobrindt bereits selbstfahrende Autos und erschreckt damit gerne Journalistenkollegen, die das nicht wissen, bevor der Verkehrsminister bei 120 Stundenkilometern das Lenkrad loslässt und sich umdreht für einen Plausch. Der Fortschritt macht auch nicht Halt vor den Landkommunen: An den Ortseingängen von Egling etwa sollen von diesem Sommer an elektronische Informationstafeln auswärtige Gäste begrüßen. Ob diese auch den berühmten Oberlandla-Charme beherrschen werden, muss sich allerdings noch weisen.

In diesen Zeiten des Technikumbruches gibt es jedoch noch Graubereiche, bei denen man es zunächst nicht merkt, dass man es mit einem elektronischen Gerät oder einem Roboter zu tun hat. "Hallo", hieß es jüngst ganz unverfänglich in einer E-Mail an die persönliche Adresse. "Unser letztes Treffen haben wir noch wunderbar in Erinnerung", ging es weiter. Ach ja? Da hatte der Absender einem etwas voraus. Dann: "Wir freuen uns, Ihnen 244 neue Pressemitteilungen zu Ihren gewählten Themen präsentieren zu können." Spätestens jetzt fuhr einem der Schreck durch alle Glieder. Noch bevor man mit letzter Sicherheit sagen konnte, warum, wann und wo man um alles in der Welt solches Interesse bekundet haben soll, kam es noch schlimmer. Nämlich zu den angeblich gewählten Themen: "Erlernen Sie die Kunst der Einzelwimpern-Technik", pries der Absender eines der 244 Themen an. Erst beim zweiten Blick fiel die Anrede auf: Die Mail war an einen "Herrn Redaktion" gerichtet. Ob das beruhigen soll, weiß man nicht. Immerhin: Dieser Text ist ganz ohne Hilfe eines Roboters entstanden. Der soll so lange lieber mit Dobrindt einen Parkplatz in der Wolfratshauser Innenstadt suchen.

© SZ vom 25.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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