Mitten in Wolfratshausen:Herausforderung der anderen Art

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Für Menschen aus der Peripherie Münchens birgt die Loisachstadt so manches Geheimnis

Von Barbara Briessmann

Wenn einer eine Reise tut, dann schaut er vorher ins Internet. Virtuell war er dann nämlich schon dort, wo er hin will, um zu überprüfen, ob es dort wirklich so ist wie in der Online-Welt. Also, wo könnte er denn hin, der Mensch aus der Peripherie Münchens? Er sucht nach einem Ziel, das er mit der S-Bahn erreichen kann und das trotzdem ein Ort ist, in dem andere Urlaub machen. Und wo landet er? Auf der Homepage des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen.

Nach nur wenigen Klicks weiß der Mensch, dass der Ausflug ins Oberland garantiert nichts für Weicheier ist. Den Warndienst auf lawinenbedingte Straßensperrungen ignoriert er, will er doch mit dem MVV anreisen. Aber was ist das? Noch vor den Veranstaltungen steht im Service-Bereich das Wetter.

Und da kann sich offensichtlich jede Menge Ungemach zusammenbrauen - selbst wenn man die Lawinen außer Acht lässt. Hochwasser kann dem Gast hier bis zum Hals stehen. Wie es scheint, von allen Seiten, von Isar und Loisach geht die Gefahr aus. Aber auch vor Sturm ist hier keiner sicher, zumindest wer dem Starnberger oder dem Kochelsee zu nahe kommt. Schließlich öffnet der Mensch aus der Peripherie Münchens noch den Link zu den aktuellen Wetterwarnungen.

Der Ausflügler ist alarmiert und auf alles gefasst, als er in die S 7 steigt. Irgendeine Naturgewalt wird ihn dort schon erwischen, wo es gar nicht mehr weit nach Österreich ist. Trotzdem lehnt er sich zurück, um die Angst wegzuatmen.

Bis ihm die Luft wegbleibt. Dieser atemberaubende Blick, als der Zug von Icking weiterzuckelt: die Alpen. Auf der Suche nach dem nächsten Kick streift der Mensch durch Wolfratshausen. Was er findet: Im Gegensatz zu seinem Viertel gibt es Mülleimer, und die Butterbrezn sind viel billiger als daheim. Zum Schluss stößt der Mensch aus der Münchner Peripherie doch an seine Grenzen. Die Herausforderung ist ein Straßenschild. Darauf hat ihn das Internet nicht vorbereitet. Deswegen bringt er es wegen seiner Herkunft auch nicht über die Lippen: Steghiaslweg.

© SZ vom 26.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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