Mitten in Wolfratshausen:Grüne Hölle an der Loisach

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Der japanische Knöterich hat die Ufer fest im Griff. Sehr zum Leidwesen eines besorgten Bürgers

Von Konstantin Kaip

Ach, wie grün ist es doch in Wolfratshausen! Man kann der Stadt ja vieles absprechen, aber sicher nicht den Reichtum dieser für das Auge so wohltuenden Farbe. In diesen prächtigen Maitagen grünt es in allen nur denkbaren Nuancen, die Buchen krönen den Bergwald mit ihren frischen hellen Blättern, an der Loisach, die selbst grünlich schimmert, werfen sich üppige Bäume und Büsche mit verschwenderischer Geste in den Fluss und hängen an den Ufern wie grüne Wolken. Und über alles führt der liebliche Bogen des Sebastianistegs mit seinem dunkelgrün bemoosten Schindeldach. Man muss schon blind sein, wenn einem da nicht das Herz aufgeht - oder Heinz Wensauer heißen.

Der ist als ständiger Gast aller kommunaler Gremien nicht nur ein sehr genauer Beobachter der politischen Landschaft, sondern auch der botanischen. Und die birgt Grüntöne, die ihm große Sorgen bereiten, wie er kürzlich im Stadtrat erklärte: Am Westufer der Loisach nämlich sprießt der Japanknöterich, ein sogenannter invasiver Neophyt. Eine eingeschleppte Pflanze von außergewöhnlicher Robustheit und Wuchskraft, die die heimische Flora verdrängt. Wensauer macht seit Jahren darauf aufmerksam, dass man sie so oft wie möglich wegschneiden muss. Nach seinem neuerlichen Appell hat die Stadt gehandelt, auch wenn eigentlich das Wasserwirtschaftsamt für die Ufer verantwortlich ist. Vollständig los wird man den grünen Gast aber nicht, erklärte Bürgermeister Klaus Heilinglechner.

Wensauer hätte auch gerne ein anderes Grün ausradiert: das Moos auf dem Dach der Holzbrücke, das die Schindeln schädigt. Es zu entfernen würde aber laut Heilinglechner das Dach zerstören. Mal ganz abgesehen von dem unbezahlbaren romantischen Anblick. Denn ohne Moos nix los. Das weiß man in Wolfratshausen ja bereits vom Haushalt.

© SZ vom 23.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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